Was für eine tolle Entscheidung! Nachdem der „deutsche Literaturoscar“, der Georg-Büchner-Preis, in den letzten Jahren immer mehr in den Dschungel des Literatur-Kommerzes abdriftete, haben sie sich in diesem Jahr endlich mal wieder für einen wirklichen Künstler entschieden. Nur wenigen wird wohl der Name Walter Kappacher ein Begriff sein, denn er hat ohne groß auf die Ego-Pauke zu hauen nach und nach ein großes Werk geschaffen.
Er ist einer dieser leisen Schriftsteller, von denen man fast glauben könnte, sie seien vom Aussterben bedroht. In erster Linie nur für sich hat sich der 70-jährige Walter Kappacher so gut es eben ging aus dem Literaturbetrieb herausgehalten und versucht seiner Berufung, dem Schreiben, nachzugehen.
Der nur wenigen bekannte Autor aus Obertrum bei Salzburg hat zunächst von den verschiedensten Jobs gelebt. Ab 1965 veröffentlichte er einige Kurzgeschichten, bevor 1973 sein erster Roman „Nur fliegen ist schöner“ erschien. Ab 1978 beschloss er seinen aktuellen Job zu kündigen und nur noch von der Schriftstellerei zu leben.
Kappacher hatte es nie nötig sich im großen Literaturzirkus zu profilieren. So sind nur noch drei seiner etlichen Romane auf dem Markt zu bekommen, „Der lange Brief„, „Selina oder das Andere Leben“ und sein aktuelles Werk „Der Fliegenpalast„. Er lebt und arbeitet in stiller Zurückhaltung und erhält sich so auch seinen Blick von außen auf die Dinge.
In Kappachers Werken geht es meist auf leise und manchmal auch schelmische Art und Weise um die Suche nach einem alternativen, nach einem anderen Leben. Menschen brechen aus ihrer bisherigen Welt aus und suchen ihr persönliches Eden fernab von moderner Hektik. Kappacher besinnt sich auf die essentiellen Werte des Lebens. Es geht um Bescheidenheit und eine gewisse Demut vor der Schöpfung. Existenzielle Fragen werden aufgeworfen, verworfen und durch neue ersetzt.
Kappacher zu lesen ist eine echte Wohltat. Man betritt fast vergessene literarische Gefilde, die ganz ohne Skandal oder Getöse auskommen und sich einfach auf den Menschen an sich beziehen. Hoffentlich sterben solche Themen nie ganz aus! Walter Kappacher hat den mit 40.000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis, der am 31. Oktober in Darmstadt verliehen wird, auf jeden Fall verdient. Weg vom Mainstream, hin zu wirklichen Künstlern, die auch ohne Attitüden allein durch ihr Werk überzeugen!
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