Projektmanagementexperte und ehemaliger Büroleiter von Peer Steinbrück deckt die Logik des Misslingens bei öffentlichen Großprojekten auf
(ddp direct) Mit Kopfschütteln reagiert der der Hamburger Buchautor und Projektmanagment Experte Olaf Hinz auf die mediale Aufregung über das Schwarzbuch 2013 oder die neue Kostenschätzung zur Berliner Museumsinsel, denn die dort beklagte „Verschwendung“ habe Methode.
„Fragen Sie sich doch einmal selbst: Erwarten Sie für ein Architektenhaus mit Pfahlgründung am Seeufer eine genauso zutreffende Schätzung wie für ein schlüsselfertiges Standard-Fertighaus? Oder planen Sie beim Architektenhaus am See nicht doch lieber einen Puffer ein?“
Doch genau das wird bei öffentlichen Großprojekten, die ja nur ganz selten „Standard“ sind, immer noch erwartet: das der Kosten- und Terminplan genauso eintrifft, wie er zum Zeitpunkt der Ausschreibung abgegeben wurde. Die Logik der öffentlichen Ausschreibungsverfahren stammt aus dem letzten Jahrhundert, also aus einer Zeit, in der man überwiegend berechenbare, technisch standardisierte Projekte mit Haushaltsmitteln vergab -pure Planwirtschaft eben.
„In einer Zeit, in der die Komplexität zunimmt, braucht es keine planwirtschaftlichen Prozesse der Bürokratie mehr. Denn es ist eine Binsenweisheit, gerade bei Vorhaben der öffentlichen Hand herrscht ein kongeniales „mismatch“, wenn Ausschreibungsrecht, politisch motivierte Billigpreise und das geschickte „Nachtragsmanagement“ der ausführenden Firmen zusammen treffen. Da ergänzt sich das Verhalten von Auftraggeber und Auftragnehmer wunderbar in eine Richtung: es dauert länger und wird teurer als am Anfang veröffentlicht“, erläutert Hinz, der vor seiner Tätigkeit als Unternehmensberater u.a. das Büro von Peer Steinbrück geleitet und als Projektmanager für Public-Private Partnerships gearbeitet hat.
Solange Projektmanager erstens nicht begreifen, das Pläne nur ein Lineal sind, an dem die Realität, gemessen werden kann und zweitens glauben, dass zentrale Projektdaten objektiv berechnet werden können, wird die Planwirtschaft ihre bekannten, mäßigen Ergebnisse erzeugen, fordert Hinz eine gänzlich neue Haltung. Realistische Puffer, die echte Möglichkeit eines Projektabbruchs und ein Vergaberecht, das kontinuierliche Nachverhandlungen parallel zum Projektfortschritt möglich macht, sind Eckpunkte dieser moderen Version öffentlichen Projektmanagements.
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Vor seiner Selbständigkeit war Olaf Hinz u.a. als Büroleiter von Peer Steinbrück, damals Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und Personalmanager/ Projektfinanzierer der LB Kiel, tätig
Über zentrale Aspekte seiner Beratungsthemen publiziert er regelmäßig. Viele dieser Beiträge sind unter http://www.hinz-wirkt.de abrufbar.