Kaum ein Insekt sorgt derzeit für mehr Aufsehen als die Gottesanbeterin.
Nach neusten Erkenntnissen macht sie nämlich ihrem Namen alle Ehre:
Nicht etwa dem der „Gottesanbeterin“, welchen sie übrigens der Haltung ihrer vorderen Fangarme verdankt, wenn sie auf Beute lauert. Ihre Fangarme erinnern dabei an die menschliche Gebetsposition. Ehre macht sie vielmehr ihrem Ordnungsnamen „Fangschrecke“, der bereits auf die ausgeklügelte Jagdtaktik dieses Insekts hinweist, der laut einer aktuellen Studie sogar Vögel zum Opfer fallen.
Perfekte Anpassung an die Umgebung
Haben Sie schon mal eine Gottesanbeterin vor der eigenen Haustür gesichtet? Wahrscheinlich nicht, was nicht nur daran liegt, dass die europäische Gottesanbeterin als einzige heimische Fangschrecken-Art bei uns sehr selten vorkommt und sogar auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft ist. Sondern auch daran, dass sie mit ihrem Erscheinungsbild besonders gut an die Umgebung angepasst ist. Mit ihrer grünlich-bräunlichen Färbung und der länglichen Körperform imitiert sie perfekt Planzenteile. Diese Art der Tarnung, auch als Mimese bekannt, macht es ihrer Beute schwer, sie zu erkennen. Ihr Sehsinn bietet zusätzlich einen Vorteil, die Facettenaugen sind hochentwickelt und verschaffen ihr einen Rundumblick. Mit den Fangbeinen kann die Gottesanbeterin innerhalb von 0,1 Sekunden zuschlagen und aus dem kräftigen Fresswerkzeug gibt es kein Entkommen.
Neue Studie belegt Jagd auf Vögel
Genau das wird anscheinend selbst Vögeln zum Verhängnis. Amerikanische und Schweizer Forscher verzeichneten in 13 Ländern 147 Fälle, in denen meist Kolibri-Arten von Gottesanbeterinnen erbeutet wurden. Die Studie, publiziert im „Wilson Journal of Ornithology“ weist darauf hin, dass sich 70 Prozent der Fälle in den USA abspielten.
Besonders interessant ist eine aufgedeckte Technik der tagaktiven Fangschrecken, bei der sie den Kolibris an Blüten oder mit Zuckerwasser gefüllten Trinkschalen reglos auflauern und im richtigen Moment zuschlagen.
Der Größen- und Gewichtsunterschied scheint dabei keine Rolle zu spielen, 24 verschiedene Vogelarten fielen den Insekten zum Opfer und konnten sich in nur 2 Prozent der Fälle wieder befreien.
Schädlingsbekämpfung als Auslöser
Diese Erkenntnis bestätigt die Gefahr, die vom Aussetzen nichtheimischer Arten ausgeht. Zur Schädlingsbekämpfung wurden vor einigen Jahrzehnten in Nordamerika große Fangschrecken-Arten ausgesetzt, welche nun eine mögliche Bedrohung für heimische Vogelarten darstellen und das Ökosystem nachhaltig aus dem Gleichgewicht bringen könnten.
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