Ach ja, die dicken Amerikaner, in diesem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, gibt es auch Süßigkeiten, von denen wir hierzulande nur träumen können. Der Twinkie dürfte damit die bekannteste Spezialität sein und bietet auch ein paar amüsante Anekdoten.
Der mit Creme gefüllte Minikuchen wurde in den 30er Jahren erfunden, also einer Zeit, als vollwertige Ernährung noch nicht ganz so vehement diskutiert wurde. Im Original wurde die Creme mit Bananen hergestellt, da Erfinder James Alexander Dewar eine Alternative für Erdbeerkuchen finden wollte, um die dafür konzipierten Maschinen außerhalb der Saison nicht verstauben zu lassen. Aber auch die Bananen gingen irgendwann aus und so einigte man sich auf Vanille-Creme – voila, der Twinkie war geboren.
Der Versuch, die fruchtigen Versionen wieder mit in das Angebot zu nehmen scheiterte übrigens kläglich, bis dann Peter Jacksons „King Kong“ Remake eine kleine Bananenhysterie auslöste.
Einer der größten Klassiker hat übrigens Anfang 2012 Schutz gegen Bankrott angemeldet, da die Verkaufszahlen der Produktionsfirma Hostess, die für die Twinkies verantwortlich sind, stark gesunken sind. An dem gesunden Lebensstil der Amerikaner mag das nicht liegen, aber mit gerade mal 36 Millionen verkauften Packungen gab es 2012 2% geringere Verkaufszahlen, als im Vorjahr.
Davon wurden wahrscheinlich am meisten in Chicago verkauft, denn dort ist der Verbrauch an Twinkies international gesehen am höchsten.
Inhaltsangaben
Mit 2,5 Gramm gessätigten Fetten pro Törtchen mag der Twinkie gar nicht so schlimm erscheinen, da das aber die schlechte Art von Fett ist, hat man so schon 13% des gesamten, empfohlenen Fettgehalts pro Tag zu sich genommen.
Ein Twinkie (42,5 Gramm) hat insgesamt 150 Kalorien, 4,5 Gramm Fett, ganze 18 Gramm Zucker (das sind fast 50% des gesamten Gewichts) und kein Milligramm an Vitaminen. Mehr als ein Snack sollte es also nicht sein.
Fotograf Dwight Eschlimann, der seinen ersten Twinkie erst zum College gegessen hat, da er aus einer veganen Familie kam, hat übrigens mal alle Zutaten fotografiert, eine interessante Darstellung des beliebtesten amerikanischen Desserts.
Der Twinkie: Mindestens haltbar bis – in alle Ewigkeit
Es gibt eine urbane Legende, dass Twinkies zu den Lebensmitteln gehören, die aufgrund ihrer Konservierungsstoffe bis in alle Ewigkeiten haltbar wären, das wurde jedoch leider widerlegt. Zwar schimmeln sie aufgrund des Mangels an Milchprodukten in ihrer Herstellung nicht so schnell wie andere Backwerke, aber länger als ca. 25-30 Tage sollte man sie trotzdem nicht aufbewahren, auch wenn es beispielsweise im Vergleich zur Tomate so aussieht, als würden Twinkies tatsächlich hundert Jahre alt werden:
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Was der Twinkie sonst noch so aushält, wie er etwa als Schutzmittel gegen radioaktive Strahlung wirkt, kann man beim T.W.I.N.K.I.E.S. Projekt nachlesen, dort kann man teilweise unverantwortliche, aber unterhaltsame Experimente verfolgen, die man bloß nicht zuhause nachmachen sollte.
Roger Bennatti, Lehrer an der George Stevens Academy, soll seit 30 Jahren zu Testzwecken einen eingepackten Twinkie an seiner Tafel hängen haben, der anscheinend immer noch einigermaßen essbar aussieht, wahrscheinlich gab das auch Grund dazu, den Twinkie in die Zeitkapsel für das 21. Jahrhundert als amerikanisches Symbol mit zu geben. Ob das nun etwas Positives über Amerika aussagt oder nicht, sei jedem selbst überlassen.
Twinkie Verteidigung
Es gibt im amerikanischen Recht sogar den (umgangssprachlichen) Begriff „Twinkie defense“, was eine Verteidigungsstrategie beschreibt, bei der der Angeklagte unvorhersehbare physische oder psychologische Reaktionen zur Tatzeit herbei zieht, um sein Verhalten zu erklären und damit die Bestrafung zu mindern.
Natürlich ist der Begriff in keinem Rechtskatalog zu finden, sondern wurde vielmehr in den 70er Jahren von der Presse erdacht, als der Doppelmörder Dan White zuckerhaltige Süßigkeiten wie etwa Twinkies heran zog, um zu erklären, warum seine Depression sich verschlimmert hat, was letztendlich zum Mord geführt haben sollte.
In den Medien wurde dies ein wenig falsch dargestellt, so dass berichtet wurde, dass er den Twinkies die Schuld gab, tatsächlich wurden sie jedoch nie vor Gericht erwähnt, doch der Begriff „Twinkie defense“ war einfach zu clever, dass die Presse ihn ignorierte.
Twinkies in den Medien
Eines der beliebtesten Werbemaskottchen – wenn auch etwas morbide – war das Twinkie Kid, ein lebensgroßer Twinkie in Westerntracht, etwas ungelenk nach „Billy the Kid“ benannt. In den Medien wurde Twinkie schon von Family Guy persifliert, eine für Nerds und Geeks noch heiligere Kultsprechung war auch die Twinkie Szene im ersten Ghostbusters Film:
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Auch so wurden Twinkies immer wieder in Filmen („Grease“, „Stirb langsam“) und Serien („All in the family“) gefeatured, sie sind einfach ein typisch amerikanisches Kulturgut, so wie die Schwarzwälder Kirschtorte in Deutschland oder die belgische Schokolade.
Bildquelle: Pixabay/ skeeze