Model werden – fast jedes Mädchen hat mindestens einmal im Leben diesen Traum. TV-Shows wie „Germany’s next Topmodel“ gaukeln vor die Chance auf den Traumjob sei zum Greifen nah.
Was ist dran an den Klischeevorstellungen vom Traumjob Model?
1.) Spieglein, Spieglein an der Wand, könnte auch aus mir eine zweite Claudia Schiffer werden?
Jein. Die Chancen auf eine Topmodelkarriere wie Claudia Schiffer und Heidi Klum sie hinlegten, sind sehr gering. Die meisten Models verschwinden nach wenigen Jahren wieder in der Versenkung. Mit Ende 20 ist meist Schluss, man sollte jedoch früh angefangen haben. 14-15 wird als Einstiegsalter empfohlen. Auf den Laufsteg darf man in den meisten Ländern, z.B. in Deutschland, jedoch erst ab 16.
2.) Um Model werden zu können, muss man mindestens 1,75m groß sein.
Nööööt! Falsch! Kate Moss ist gerade 1,72m groß, ihre Kollegin Agyness Deyn misst ebenfalls nur 1,73m.
Traumjob oder Alptraum?
3.) Tolle Klamotten tragen und nichts tun, außer vor der Kamera posieren und damit auch noch reich werden, traumhaft!
Oha, das ist eine ganz falsche Vorstellung. Das Fashion-Business ist knallhart. Models werden wie Objekte behandelt, wer nicht den Maßen oder Vorstellungen entspricht, wird einfach ersetzt. Das Schminken und Stylen dauert manchmal mehrere Stunden. Man braucht viel Geduld und darf dabei nicht zimperlich sein, auch um den heißen Scheinwerfern beim Fotoshooting stand zu halten, manchmal in den unbequemsten und hirnrissigsten Positionen, wenn es der Fotograf verlangt. Und nicht vergessen, immer schön lächeln! Die Bezahlung reicht kaum um langfristig davon zu leben. Sieht es in einem Monat mal schlecht aus mit Aufträgen, gibt’s auch kein Geld. Außerdem behalten die Augenturen ca. 30% der Gagen als Provision ein.
4.) Models brauchen keinen Schulabschluss, reisen viel, hängen auf Partys rum und treffen viele interessante Menschen.
Heute Fashion Week in New York, in 2 Tagen zum Fotoshooting nach Madrid. Stimmt, Models reisen viel. Um die Städte und Länder kennen zu lernen, reicht die Zeit zwischen den Shows und Castings jedoch kaum aus. Da man für das Styling und die Probeläufe vor den Shows schon früh am Morgen fit sein muss, ist man froh, wenn man abends ins Bett fällt. Wer nur 1-2 Tage in einer Stadt ist, hat außerdem kaum Zeit feste Freundschaften und Kontakte zu knüpfen. Einsamkeit und Leistungsdruck schlagen sich auch auf die Psyche nieder, da wird der Traumjob schnell zum Alptraum. Auf den vielen Reisen ist es außerdem nötig sich verständigen zu können. Englisch sollte jedes Model beherrschen, Italienisch ist ebenfalls empfehlenswert. Viele Topmodels haben für ihre Karriere tatsächlich früh die Schule verlassen. Die meisten haben sich jedoch nicht nur auf ihr Aussehen verlassen, da dies nunmal vergänglich ist. Iman Abdulmajid hat z.B. Politikwissenschaften studiert, Carla Bruni Architektur. Da die Modelkarriere mit Mitte – Ende 20 fast schon zu Ende ist, sorgen viele Mannequins vor, denn Gagen, von denen man bis ins hohe Alter leben kann, sind utopisch. So hat das ehemalige Elite-Model Ellen von Unwerth sich einen Namen als weltbekannte Fotografin gemacht, Sophie Dahl ist auch als Schriftstellerin erfolgreich, andere bleiben im Fashion-Business und arbeiten als Moderedakteurin oder Designerin. Barbara Meier, die vorletzte Gewinnerin von „Germany’s next Topmodel“, soll ebenfalls überlegen ihr Mathematikstudium wieder aufzunehmen.
5.) Models haben oft Probleme mit Essstörungen und Drogen.
Tatsächlich wird dieses Klischee oft bestätigt. Es gab unter den Models in der Fashion-Industrie bereits traurige Todesfälle in Folge von Magersucht und Radikaldiäten. Um dem Magerwahn entgegen zu wirken, haben jedoch einige Länder eine BMI-Grenze eingeführt. In Spanien und Deutschland dürfen z.B. Models mit einem BMI unter 18,5 nicht über den Laufsteg schreiten. Da man trotz enormen Stress, wenig Schlaf oder unter Jet lag immer frisch und munter sein muss, greifen viele Models zu Drogen, die nicht nur aufputschend wirken, sondern auch den Appetit zügeln sollen. Bekannt dafür ist Kate Moss, die für ihre Drogenexzesse immer wieder in den Medien auftaucht. Ein weiteres, trauriges Beispiel ist das an Aids verstorbene Topmodel Gia Carangi, das sich in Folge ihrer Drogensucht mit dem HIV-Virus ansteckte.
Also Mädels, vielleicht überlegt ihr euch das nochmal. Astronautin, Fauerwehrfrau oder gar Piratin sind schließlich auch tolle Jobs. 😉