Das berühmteste Bauwerk Sydneys ist zweifelsohne das Opernhaus am Port Jackson. Vom zweit berühmtesten hat man einen hervorragenden Ausblick auf sie – die Rede ist von der Harbour Bridge, welche die Nord- und Südküste Sydneys miteinander verbindet und die jetzt mächtig am Bröckeln ist. Das Wahrzeichen wurde vom Rost befallen und wird deshalb von 50 Arbeitern ausgiebig renoviert. Die alte Bleifarbe wird abgelöst und soll anschließend durch eine hochmoderne Beschichtung ersetzt werden. Der australische Geschäftsmann Ross Cameron hält dies für überflüssig und plädiert für den Neubau der Brücke, freilich solle sie genauso aussehen, wie die jetzige. Alles andere wäre für die Bewohner Sydneys geradezu blasphemisch, lediglich eine Ergänzung um Bahntrassen würde stattfinden und damit endlich das Verkehrsproblem der Stadt lösen. Doch die Australier wollen die neue Brücke nicht und das aus einem einzigen Grund: Sie hängen an ihrem Bauwerk.
Rational mag das wenig Sinn ergeben, doch vielleicht ist es gerade das, was das Menschsein ausmacht. Tradition und Nostalgie sind mächtige Gegner für den Fortschritt und manchmal stellen sie sich sogar dem Wohlbefinden und der Lebensqualität in den Weg. Auf der anderen Seite sind sie Ausdruck der Identität ganzer Völker. Vielleicht lohnt es sich im Stau zu stehen, wenn man dabei die Stadt ein bisschen mehr liebt.
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