Die Bereitschaft zur Mobilität ist in der modernen Leistungsgesellschaft so etwas wie eine Tugend. Ein Wohnortwechsel für den neuen Job nehmen viele Menschen wie selbstverständlich in Kauf, selbst wenn eine ganze Familie samt Kindern mit umziehen muss. Wie negativ sich ein häufiger Wohnortwechsel auf die Psyche der Heranwachsenden auswirken kann, zeigt nun eine neue Studie.
Schlägt häufiges Umziehen auf die Psyche?
Ein britisch-dänisches Forscherteam verfolgte den Werdegang von 1,4 Millionen Dänen von der Geburt bis in die vierziger Lebensjahre. Sie nahmen dabei Einschnitte auf dem Lebensweg in den Fokus. Hier interessierten die Wissenschaftler besonders, inwiefern sich ein Wohnortwechsel in jungen Jahren auf die psychische Gesundheit auswirkt.
Mehrmaliges Umziehen hat schwere Folgen
Sie zählten dazu, wie oft eine Person in ihren Kindheit oder Jugend mit den Eltern den Lebensmittelpunkt wechseln musste. Außerdem ermittelten sie, welche Personen einen Suizid versucht hatten, psychisch krank, drogenabhängig oder gewalttätig geworden waren. Dabei fanden sie heraus, dass eine sehr „robuste Dosis-Wirkungs-Beziehung“ zwischen diesen beiden Diskursen besteht. Je häufiger die Personen mit den Eltern umgezogen waren, desto höher die Wahrscheinlichkeit, für die genannten Verhaltensstörungen. Dabei war es unerheblich, welchen Bildungsstand das Elternhaus hatte. Ein einmaliger Wohnortwechsel wirkte sich deutlich weniger negativ aus als mehrere Wohnortwechsel. Die Daten zeigten außerdem, dass diejenigen die einen Suizid versuchten, im Alter zwischen 12 und 14 Jahren häufig umgezogen waren.
Forscher fordern bessere Betreuung von neuzugezogenen Familien
Was einen Wohnortwechsel für die Kinder so belastend macht, ist das Herauslösen aus Schule und Freundeskreis. Sich ständig neu integrieren zu müssen, ist für Adoleszente nicht einfach. Schulen und Sozialeinrichtungen sollten sich deshalb gezielt um Neuzugezogene kümmern, fordern die Forscher.
Diese Studie ist nicht die erste, die den Einfluss häufiger Umzüge auf Kinder in den Fokus nimmt. Im Jahre 2010 hatte eine US-Studie bereits ähnliches zutage gefördert. Die Auswertung von Daten aus einer Erhebung mit 7000 US-Amerikanern im Alter von 20 bis 75 Jahren zeigte: Diejenigen, die als Kinder oft umziehen mussten, litten als Erwachsene häufiger unter Neurosen.
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