Ein tragischer Vorfall brachte eine Lawine ins Rollen, als 2000 ein Kleinkind von einem Kampfhund getötet wurde. Plötzlich berichteten die Medien ausgiebig über die Gefährlichkeit von Kampfhunden. Die Politik geriet unter Druck, schon bald traten gesetzliche Regelungen für die Haltung „gefährlicher Hunde“ in Kraft. Aber ist ein Hund wirklich gefährlicher, weil er einer bestimmten Rasse angehört?
Listenhunde – Was heißt das eigentlich?
Mittlerweile werden verschiedene Hunde als potentiell gefährliche Tiere auf einer amtlichen Liste geführt. Ihnen wird aggressives Verhalten und eine geringere Beißhemmung nachgesagt, wodurch sie als Bedrohung für die Öffentlichkeit eingestuft werden. Das Problem am Begriff „Listenhund“ ist allerdings, dass die Listen in den verschiedenen Bundesländern variieren, mal sind drei Hunderassen betroffen, mal 19 – schon daran sieht man, wie dehnbar der Begriff ist. Auch die gesetzlichen Vorgaben für die Halter solcher Listenhunde sind sehr unterschiedlich: Mal muss eine Haltungsbegründung vorgelegt werden, aber auch Führungszeugnis, Charaktertest, oder Maulkorbpflicht gehören zu den gängigen Verordnungen.
Sinn und Unsinn der Kampfhundeverordnungen
Seit die Kampfhundeverordnung in Kraft trat, haben sich die Beißstatistiken deutlich verbessert, so argumentieren jedenfalls die Befürworter der Kampfhundeverordnung. Die Gegner halten dagegen: Die Beißstatistiken wurden schon immer von Schäferhunden, Rottweilern und anderen scheinbar harmlosen Rassen angeführt, nicht von Kampfhunderassen. Als positiven Aspekt der Neuregelung im Gesetz kann man aber sicher ansehen, dass es ungeeigneten Menschen schwerer gemacht wird, in den Besitz eines Kampfhundes zu kommen und diesen abzurichten. Dass Hunderassen wie Bullterrier oder Pitbull aber generell verteufelt werden und als unvermittelbar in Tierheimen dahin vegetieren müssen, das geht zu weit, meinen Tierschützer. Denn mit einem Hundetraining können auch vermeintliche Kampfhunde als gute Familienhunde sozialisiert werden. Will ein Hundehalter einen Hund aber scharf machen, hat er mit einem Pudel wahrscheinlich denselben Erfolg wie mit einem Kampfhund.
Was nun – Bestie oder Unschuldslamm?
Wie immer liegt die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte. Natürlich geht von der höheren Beißkraft und der langwierigen Züchtung als Muskelpakete ein gewisses Risiko von „Listenhunden“ aus – aber nicht in einem Maß, das nicht durch eine verantwortungsvolle Erziehung und einen gewissenhaften Halter ausgeglichen werden könnte. Denn letztlich sind es die Hundehalter, die die Tiere aggressiv machen.
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