Eine knappe halbe Milliarde Euro ließ sich die Stadt Wien die Neugestaltung ihres Campus kosten. Sechs international tätige Architekten gestalteten die sechs Gebäudekomplexe unter der Leitung des Wiener Architekturbüros BUSarchitektur. Jedes einzelne Bauwerk unterscheidet sich von den anderen. 100.000 Quadratmeter Nutzfläche beherbergen nicht nur Bildungseinrichtungen, sondern auch einen Biergarten, fünf Kaffeehäuser, eine Bäckerei, ein Restaurant und zwei Büchergeschäfte. Darüber hinaus berücksichtigt ein Kindergarten auf dem Areal ergänzende Lebensentwürfe.
Algorithmische Aussicht
Das Erdgeschoss eines jeden Gebäudekomplexes sowie die komplette Außenanlage ist für jedermann frei zugänglich. Weitläufige Grün- und Wasserflächen laden zum Spaziergang ein. Sehenswert sind auch die Gebäude. Als Herzstück gilt die „Executive Academy“, deren verschachtelte Bauweise wie ein real gewordener Zeichentrick anmutet. Die scheinbar sinnlose Anordnung der Fenster erfolgt tatsächlich nach bestimmten Algorithmen. Den einmaligen Blick auf die Wiener Innenstadt dürfen die Besucher des Restaurants und der Bar auf dem Dach des Gebäudes genießen.
Simulierte Natur
Organik imitiert der Entwurf des englischen Architekten Sir Peter Cook, dessen Bauwerk mehrere Höfe einschließt. So gibt es im Herzen des Gebäudes zahlreiche Terrassen, Durchgänge, Nischen mit umfangreichen Sitzgelegenheiten und einen freien Blick zum Himmel. Auch die Zimmerdecken sind einen Blick wert – wie Schwämme laufen die Belüftungssysteme die Decke entlang. Der Außenanstrich in Gelb und Orange wirkt wie ein Sonnenaufgang. Pastellfarben herrschen im und um das Gebäude vor.
Hightech-Architektur
Wie ein gelandetes Raumschiff wirkt das „Library and Learning Center“ der in Großbritannien lebenden irakischen Architektin Zaha Hadid. Vorherrschende Farben sind hier rot, schwarz und weiß. Die Betonfaser wurde eigens dafür eingefärbt. Die futuristische Optik setzt sich im Inneren des Gebäudes fort. Schräge Wände und architektonisch suggerierte Fliehpunkte gaukeln dem Betrachter zusätzliche Tiefe vor. Zur visuellen Entspannung gibt es jedoch auch Räume, die seltsam normal wirken, mit holzvertäfelten Decken und schlichten Betonpfeilern.
Auch in Sachen Energieeffizienz ist die gesamte Anlage vorbildlich. So wird Grundwasser durch die Wände der Gebäude gepumpt, um die Räumlichkeiten im Sommer zu kühlen. Im Winter wird das Wasser durch Wärmepumpen energieeffizient erhitzt. Nicht nur für Studenten ist das neu geschaffene Areal ein inspirierender Anblick!
Artikelbild: Screenshot: univie.ac.at/