Viele reden über die populären Vertreter aber die wenigsten wissen, worum es eigentlich in Scientology geht. Der Mix aus pseudopsychologischen Selbsthilfemethoden und einer sehr obskuren Mythologie kann auch verwirren.
Durch psychologische Rückführungsmethoden und ein Therapiesystem, das gegen kleine Spenden zu einem kontrollierten Leben verhelfen soll, durch viele berühmte Mitglieder und den steuerfreien Status in Amerika hat sich Scientology nach und nach zu einer einflussreichen Gruppierung gemausert. Sekte oder Religion?
Scientology: Dianetics und Aliens
Scientology setzt sich – von den wirtschaftlichen Hintergründen einmal abgesehen – aus zwei Dingen zusammen. Erstens einer therapeutischen Maßnahme, die angeblich zu einem erfolgreichen Leben führen soll und zweitens einer streng geheimen Mythologie, die aus den Händen eines ehemaligen Science Fiction Autoren eher fragwürdig erscheint. Aber warum findet die Kirche trotzdem so viel Anklang?
Dianetics sollen das Verwenden des analytischen Bewusstseins im Vorzug gegenüber dem reaktiven Unbewussten beibringen, da man so ein moralisch besseres Leben führen könne. Das reaktive Unbewusste würde beispielsweise für Phobien, Süchte und psychosomatische Beschwerden (Migräne, Rückenschmerzen) verantwortlich sein.
Alles beginnt mit dem kostenlosen Stresstest. Durch einen E-Meter werden angeblich negative Gedanken angezeigt, die beim Erzählen eigener Infos aufkommen. Laut Hubbard sind eben diese Erinnerungen und Gedanken die Auswüchse des reaktiven Unbewussten, die in der folgenden (kostenintensiven) Therapie aus dem Individuum heraus gesammelt werden.
Dass das Individuum dabei auch gleichzeitig sensible Informationen über sich selbst preis gibt, die im Falle einer Loslösung von Scientology gegen sie verwendet werden können, wird natürlich nicht beworben.
An sich ist der Ansatz, dass viele unserer psychischen Probleme – groß oder klein – auf Erlebnisse und Erfahrungen der Kindheit zurück zu führen sind nicht falsch, allerdings ging Hubbard so weit, zu behaupten, dass auch Krankheiten wie Krebs durch Dianetics geheilt werden können.
Die schlechten Erfahrungen/Erinnerungen, auch als „engrams“ betitelt, könnten so aus dem Unterbewussten ausgegraben und verarbeitet werden.
Jemand, der noch alle Probleme mit sich herum trägt, wird als „Preclear“ (vor der Klarheit) beschrieben, jemand, der frei von allen engrams ist, wird als „Clear“ (Klar) bezeichnet. Aus wissenschaftlicher Sicht heraus werden Dianetics als Pseudowissenschaft bezeichnet, da es keine empirischen (objektiv gemessene) Beweise für die Erfolgsquote gibt. Zudem gehen viele Psychologen davon aus, dass der Vorgang an sich eher einer Hypnose, bzw. einer Suggestionsrunde ähnelt als einer Klärung vergangener Traumata.
Während Dianetics wenigstens einen Ansatz an wissenschaftlicher Theorien haben, ist die Scientology Mythologie einfach nur merkwürdig. Interessanterweise sollen angeblich erst die Mitglieder einegweiht werden, die eine höhere Stufe (OT III) einnehmen, weshalb auch diverse Celebrities sehr überrascht reagieren, wenn man sie auf Xenu anspricht. Wer ist Xenu?
Demnach sollen Menschen von außerirdischen Seelen (engrams) eingenommen worden sein, nachdem sie von Xenu, einem galaktischen Herrscher, in ihrer ursprünglichen Form in einen Vulkan geworfen wurden, wo ihre Körper verbrannten und ihre Seelen entkamen, sich in den Fleischsäcken einfanden und nun darauf warten, dass wir – die Fleischsäcke, die sich ihre Behausung quasi mit den Außerirdischen teilen – sie befreien und sie individuell wiedergeboren werden können. In diesem Kontext dienen Dianetics also dazu, die engrams aus unseren Körper zu holen. Wissenschaftlich ist hier nichts mehr.
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War Ron Hubbard ein Gläubiger, der sein obskures Weltbild in Fiktion verarbeitete bevor er Scientology gründete, oder ist er ein Betrüger, der seine Einbildungskraft nutzte, um sich eine eigene Religion aufzubauen?
Berühmte Scientologen
Neben John Travolta und Tom Cruise, den wohl berühmtesten Scientologen, die man kennt, gibt es noch eine große Reihe an Schauspielern, Musikern und anderen Prominenten, die geradewegs überraschend in dieser Liste auftauchen. Besonders beeindruckend/einschüchternd ist dabei die Zahl der Promis, die extrem präsent in den Medien sind.
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Kirstie Alley – die ehemalige Schauspielerin an Seite von John Travolta in „Hör mal wer da spricht“ ist schon seit langem durch ihre Kämpfe mit ihrem Gewicht im US TV zu bewundern, tanzte kürzlich erst in „Dancing with the stars“ und ist regelmäßig in allen möglichen Talk Shows zu sehen.
Juliette Lewis – die Schauspielerin und sehr populäre Musikerin ist angeblich durch Scientology über ihre Drogensucht hinweg gekommen
Danny Masterson – „Hyde“ aus „die wilden 70er“, der auch seine Kollegin Laura Prepon, sowie seinen Bruder Christopher (der große Bruder aus „Malcolm Mittendrin“), sowie seine Frau Bijou Philips mit eingeweiht hat
Leah Remini – „Carrie“ aus „King of Queens“
Jason Lee – Ehemaliger Kevin Smith Go-to-guy aus „Dogma“, „Mall Rats“ und in den US vor allem durch die Comedy Serie „My name is Earl“ bekannt
Giovanni Ribisi – Ribisi wurde sogar als Scientologe erzogen und hat angeblich viel damit zu tun, dass Jason Lee Scientologe wurde
Beck – Beck ist mit Ribisis Schwester Marissa verheiratet und soll anscheinend schon seit langer Zeit Mitglied sein. Auch Beck wurde von Kind an als Scientologe erzogen
Einschüchterungsmethoden, Fair Play, Verschwörungstheorien
Bei der BBC Dokumentation „Scientology and me“ konnte man auf leicht erschreckende Art und Weise sehen, wie das Journalistenteam während den Aufnahmen vom angeblichen Pressesprecher angebrüllt wurde, von schwarzen Autos verfolgt und rechtlich davon abgehalten wurde, irgendwelche Interviews mit prominenten Scientologen zu senden.
So sind es vor allem die Einschüchterungsmethoden, die Scientology von anderen Religionen unterscheiden. Denn auch wenn man anderen, weitaus größeren Weltreligionen auch viele Dinge vorwerfen könnte, das Einschüchtern von Kritikern in der Presse, ehemaligen Mitgliedern und Opponenten ist vor allem bei Scientology auffällig geworden.
Beispielsweise müssen Mitglieder umfassende Dokumente unterschreiben, die etwa festlegen, dass sie keine psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen und dass alle Folgen der therapeutischen Maßnahmen vom Individuum riskiert werden, weshalb die Kirche nicht dafür verantwortlich gemacht werden darf. Außerdem gibt es die Praxis der „disconnection“, einer Ablösung von Freunden und Familie, die eventuell kritisch gegenüber dem Scientology Mitglied eingestellt sein könnten.
Will man die Kirche verlassen, soll man außerdem ein Dokument der Schweigepflicht unterschreiben. Wer das nicht tut, kann auch noch Jahrzehnte später verfolgt und terrorisiert werden.
„Fair Game“ wurde von Hubbard selbst ins Leben gerufen und bezeichnet dabei die Maßnahmen, die ergriffen werden, wenn Gegner der Kirche allzu deutlich zu Wort kommen. Kidnapping, Gefangennahme, Überwachung, Drohungen, Spionage – es klingt wie ein schlechter Verschwörungsthriller, dabei sind dies alles Dinge, die von der Scientology Kirche vorgenommen wurden, tatsächlich soll Hubbard in den späten 60ern höchstpersönlich formuliert haben, dass Gegner der Kirche „bestraft“ werden dürfen.
Irrelevant, mag man meinen, immerhin kann man nicht einfach bestimmen, dass man jemanden verfolgen darf, wenn es gegen das Gesetz verstößt. Doch die gefährliche Entscheidung, Scientology als Kirche einzutragen, hat zu Argumenten geführt, dass diese Fair Game Regelung als freien Ausübung der Religion gesehen werden kann. Die Amerikanischen Gerichte entschieden glücklicherweise, dass die Einschüchterung und Terrorisierung anderer Individuen nicht in dieser Religionsfreiheit mit gegeben waren.
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Dass viele Opfer aber durch diese oftmals langjährigen Gerichtsprozesse an den Rand des Ruins und der psychischen Grenzen gelangten, zeigt auf, wie konsequent die Einschüchterungen sind.
Es ist wie so oft – Individuen mögen durch die positiven Grundlagen profitieren, niemand bestreitet, dass Dianetics auch positive Auswirkungen auf Menschen haben können. Autosuggestion und psychosomatische Beschwerden wurden nicht von Hubbard erfunden und dass Therapie, die da daran ansetzt, teilweise auch helfen kann, ist ebenfalls kein Geheimnis.
Allerdings sollte man die Wunderkräfte nicht überschätzen, Dianetics können keine schweren Krankheiten heilen, Krebs, Schizophrenie und andere Krankheiten sind nicht so leicht zu heilen und können ohne objektive Hilfe schwere Konsequenzen haben.
Zudem sollte man sich immer fragen, wie gesund eine Vereinigung eigentlich ist, die offen damit hausieren gegangen ist, Gegner zu verfolgen und einzuschüchtern und die das Verlassen der Organisation durch psychischen Druck (und manchmal sogar durch Kidnapping) unmöglich macht.
Wie positiv ist eine Religion, die nicht offen über ihre Praktiken reden will? Wie glaubwürdig ist eine Religion, deren Mitgliedern Freiheit versprochen wird, die jedoch davon abgehalten werden, ihre eigenen, freien Entscheidungen zu treffen, etwa die Kirche zu verlassen?
Im Kleinen mag Scientology einige Dinge gut machen, aber das ist wohl nichts, was eine normale Therapie oder eine Gemeinde nicht auch erreichen könnten. Es sind die groben Verstöße gegen Menschenrechte, die auch nicht mit der Religionsfreiheit entschuldigt werden könnten oder dürfen.
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Wert
7. August 2012 at 15:43
„Viele reden über die populären Vertreter aber die wenigsten wissen, worum es eigentlich in Scientology geht.“
Dem kann ich nur zustimmen. Doch leider weiß der Autor auch nicht sehr viel mehr. Es ist schade, wenn Leute einen Artikel „sachlich“ schreiben, doch der Inhalt dennoch der gleiche Unsinn ist, wie in den Klatsch und Tratsch Zeitschrichten!
Dieser Artikel ist ganz offensichtlich am Schreibtisch und durch kopieren entstanden. Hier würde keine Scientology-Kirche besucht, kein Scientologe interviewt. Man hat sich auf den alten Müll gestützt. Und weshalb? Weil der Zweck dieses Artikels keine ehrliche und informative Aufklärung ist. Und das ist sehr schade!
Richert
10. August 2012 at 11:28
Wir sind immer interessiert an Lesermeinung, wenn Sie uns sagen wollen, was genau inhaltlich falsch ist, dann immer her damit, damit wir das noch einmal überprüfen können. So bleibt leider nicht mehr als eine eher schwammige Kritik.