Der deutsche Autor Sargon Youkhana hat mit seinem Debütroman „Im Labyrinth der Lilien“ gleich einen Volltreffer gelandet. Von der ersten Seite an fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt.
Man kann den Pomp und den Luxus am Hofe Ludwig des XIV. förmlich vor sich sehen und den Duft der gepuderten Perücken riechen. Hier bedient Youkhana natürlich alle Klischees von mehr Sein als Schein, von Klatsch und Tratsch am Hofe, von tuffigen Aufamchungen und Wer-mit-wem-Geschichten. Doch dies tut er so gut, dass sie nie wirklich klischeehaft, sondern im Kontext des Hofes ganz normal wirken.
Frankreich im Jahr 1960: Das Hofleben blüht im Louvre und dem gerade erbauten Schloss Versailles. Doch in das bunte Treiben bricht der plötzliche Tod der gerade mal 26-jährigen Henriette Stuart, Schwester des englischen Königs Charles II. und Gemahlin des Bruders Ludwigs XIV, jäh ein. Schon geht die Gerüchteküche los. Man munkelt ihr Tod war kein natürlicher.
Heimlich beauftragt der König den in Ungnade gefallenen Marquis Antoine de Montagnac Nachforschungen anzustellen und dies so unauffällig wie möglich. Der Marquis darf dafür wieder nach Paris und an den Hof zurückkehren und seinen Ruf und seinen verlorenen Status wiederherstellen.
Bei den Ermittlungen steht ihm das zehnjährige Bauernmädchen Marie zur Seite, die er am Hofe als sein Page ausgibt. Zusammen stoßen die beiden auf Intrigen, Mord und schwarze Messen. Zündstoff, der den Hof sprengen könnte, wenn er an die Öffentlichkeit gerät…
Genauso liebevoll und eindringlich wie Sargon Youkhana den Hof schildert, so widmet er sich auch den Charakteren. Die Figuren erwachen zum Leben und man kann sich die Kottetrie und die Gepflogenheiten am Hof genau vorstellen. Dies erreicht der Autor auch dadurch, dass er die Welt außerhalb des Schlosses als krassen Kontrast aufzeigt, rauh und alles andere als luxuriös.
Die Aufklärung des Mordfalls ist geschickt inszeniert und man kommt auch nicht gleich dahinter. In diesem Buch gibt es keine große Action und trotzdem bleibt es stets spannend.
Gut finde ich auch den Anhang, der einen über die realen Gegebenheiten aufklärt. Und man hat noch mehr den Eindruck, dass der Autor seine Recherche wirklich gut gemacht hat.
„Im Labyrinth der Lilien“ soll der Auftakt zu einer Serie werden. Hoffentlich ist der Nachfolger auch so gelungen wie dieser historische Krimi!
Werbung