Roberto Saviano ist durch seinen Bestseller „Gomorrha“ über die Machenschaften der neapolitanischen Mafia, der Camorra, berühmt geworden. Wohl vor allem auch deshalb, da er in dem Buch so schonungslos enthüllt und berichtet, dass er auf der Todesliste der Mafia steht.
Schon lange kann Roberto Saviano nicht mehr ohne Bodyguards in die Öffentlichkeit, er lebt ein Leben im Verborgenen und Interviews können nur an geheimen Orten stattfinden. Klar, dass es unter diesen Bedingungen schwer für einen Autor ist an den ersten Welterfolg anzuknüpfen. Doch Saviano scheint dies zu gelingen. In „Das Gegenteil von Tod“ beschreibt er die andere Seite von „Gomorrha„.
Enthüllte er in seinem ersten Buch vor allem die komplexen Strukturen der Mafia in Neapel auf journalistische Weise, geht er nun näher an die Leute heran, die tagtäglich mit dem Wahnsinn des Verbrechens umgehen müssen. Jene Italiener, die sich zwar an die Gesetze halten, doch unfreiwillig, einfach weil sie dort leben, zwischen oder direkt an die Fronten geraten.
Ein namenloser Erzähler führt uns in die Schicksale einzelner Neapolitaner ein: da ist zum einen das junge Mädchen Maria, kaum 18 Jahre alt, die schon Witwe ist, weil ihr Verlobter bei einem Kampfeinsatz in Afghanistan gefallen ist, oder der traumatisierte Heimkehrer aus Bosnien.
Den meisten jungen Italienern im Süden des Landes bleibt keine andere Wahl als sich als Soldat oder Polizist zu melden um der Kriminalität zu entgehen: also, entweder das Militär oder die Mafia. Und so kehren die wenigsten von ihnen lebend nach Hause zurück.
„In meinem Geburtsort trugen alle Freundinnen meiner Tante immer Schwarz, denn es gab immer einen jungen Mann, der umgebracht worden war, einen entfernten Verwandten, der von einem Gerüst gestürzt war . . . Und wenn es keinen Trauerfall gab, trug man trotzdem Schwarz, denn es würde sicher bald wieder einen geben.”
Savianos Erzählungen sind todtraurig, mitreißend und bewegend. Sie öffnen einem, wie schon „Gomorrha“, die Augen, nur hier auf eine anrührende, mitfühlende und emotionale Art und Weise.
Vor Roberto Savianos Mut und seinem Talent kann man wirklich nur den Hut ziehen!
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