Das Romandebüt des Kolumnisten Linus Reichlin kommt als etwas kauziger und schräger Krimi daher. Dass es gerade diese Form annimmt mag einige überraschen. Kennt man Reichlin doch bisher eher als Autor von zum Beispiel Kolumnensammlungen mit Titeln wie „Kampf gegen den Orgasmus“.
Doch „Die Sehnsucht der Atome“ schlägt einen eher skurrilen und philosophischen Tonfall an.
Der Schauplatz ist Brügge: Der belgische Inspektor Hannes Jensen steht kurz vor seiner Frühpensionierung und beginnt sich zu langweilen, daher befasst er sich mit Quantenphysik. Schon bald hält er sich einsam und frustriert für ein bindungsunfähiges Helium-Atom, das alleine durch eine Welt mit bindungsfreudigen Teilchen schwirrt.
Doch dann wird er in einen heiklen Fall verwickelt: Ein Ehepaar wird ermordet. Aber nicht zusammen, nein, er stirbt in einem Hotel in Brügge, sie zuhause in Kalifornien. Trotz der riesigen Entfernung sind die Todesursache und sogar der Todeszeitpunkt identisch.
Zudem verschwinden ihre Söhne spurlos, wahrscheinlich von religiösen Fanatikern nach Mexiko entführt. Jensen beginnt den Kindern hinterherzureisen. Er trifft auf die blinde O’Hara, die die Entführer ebenfalls aus persönlichen Gründen stellen will.
Daraus entwickelt sich ein schräger Plot, teils Liebesgeschichte, teils Abenteuer.
Leider reicht es plottechnisch nicht immert für eine spannende Krimigeschichte, obwohl die Geschichte wirklich mysteriös ist. Doch die wirklich merkwürdigen Einfälle des Autors, die teils überspitzte Charakterzeichnung und die philosophischen Gedankensprünge machen das Buch zu einem echten Lesevergnügen.
Wer schon immer einmal wissen wollte, was die Heisenbergsche Unschärferelation eigentlich mit der Liebe zu tun hat oder wie man als blinde Frau am besten (und skurrilsten) an Informationen kommt, ist hier genau richtig.