Die Zahlen sind erschreckend: Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum) wurden im Jahr 2015 etwa 322 Millionen Tonnen Plastik produziert. Von den Verpackungen aus Plastik gelangen weltweit 32 Prozent in die Umwelt, ein Teil davon landet im Meer. Und in den Tieren: Forscher, die den Mageninhalt verendeter Seevögel untersuchten, fanden Reste von Fischernetzen, Mikroplastik, Handyteile und anderem Müll.
UN-Generalsekretär António Guterres warnte bei der ersten UN-Konferenz zum Schutz der Meere im Juni 2016: Wird nicht mehr gegen den Abfall unternommen, könnte schon im Jahr 2050 das Gewicht des Plastikmülls in den Ozeanen das Gewicht der dort lebenden Fische übersteigen. Auch in Deutschland wird das Problem offensichtlich: So beziffert das Umweltbundesamt die Anzahl von Müllteilen je 100 Meter Strand in den Küstenregionen auf durchschnittlich 389. Ohne die hiesige Abfallwirtschaft wäre die Zahl deutlich höher.
Privatwirtschaft ist gefordert
Was tun? Neben den Staaten ist auch die Privatwirtschaft gefordert. Denn sie können aus dem Müll Kapital schlagen – indem sie ihn recyceln. So will der Kieler Schiffbauer Dirk Lindenau ein Netzwerk aus Industrie und Wissenschaft aufbauen, das sich mit den Möglichkeiten der Rohstoffgewinnung aus Plastikmüll befasst. Bei Erfolg können die Unternehmer auf neue Geschäftsfelder hoffen.
Dabei kann die deutsche Abfallwirtschaft als Vorbild für Länder ohne Entsorgungssysteme dienen. Für die Kapverdischen Inseln zum Beispiel hat Lindenau bereits ein System entwickelt: Dabei soll ein Schiff zwischen den Inseln pendeln und den Müll einsammeln. Auf einem weiteren Schiff wird der Abfall aufbereitet und auf einem dritten aus dem Müll schließlich Energie gewonnen. Das gesamte System soll aus den Erträgen mitfinanziert werden.
Harken gegen Fischernetze
Die Umweltorganisation WWF ist derweil in der Ostsee tätig: Seit März 2016 bergen die Umweltschützer mit kleinen Harken dort sogenannte Geisternetze – das sind Fischernetze aus Kunststoff, die verloren gehen, sich auf den Meeresböden ablagern und dort eine tödliche Falle für Meeresbewohner darstellen. Aus den geborgenen Netzen sollen später Outdoor-Kleidung und Rucksäcke hergestellt werden. Ungeklärt ist allerdings noch, ob sich das Harken selbst negativ auf den Lebensraum Meer auswirkt.
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