Pascal Mercier gelingt das Kunststück, unterhaltsame und anspruchsvolle Gelehrtenromane zu schreiben.
Lange bevor „Nachtzug nach Lissabon“ zum Bestseller avancierte, landete der Schriftsteller und Philosoph mit „Perlmanns Schweigen“ 1995 einen beachtlichen Erfolg auf dem europäischen Buchmarkt.
Der renommierte Sprachwissenschaftler Philip Perlmann leitet eine Konferenz mit internationalen Kollegen in einem Hotel an der ligurischen Küste. Perlmann, der ein Jahr zuvor seine Frau verloren hat, stellt fest, dass er jegliches Interesse an seiner Arbeit verloren zu haben scheint und fühlt sich unfähig, eigene Beiträge zu den Gesprächen beizufügen. Gleichzeitig traut er sich nicht, sich und seine Krise den anderen Konferenzteilnehmern zu offenbaren – und verstrickt sich in ein Netz aus Lügen, das in ihm schließlich einen Mordplan reifen lässt.
Der Roman ist sechshundert Seiten stark. Dennoch kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf: Mercier, studierter Philosoph, versteht sich großartig auf die psychologisch differenzierte Zeichnung seiner Figuren – natürlich besonders Perlmanns. Der Professor wird in seiner inneren Gebrochenheit, seinem Stolz und seiner Verzweiflung unmittelbar beschrieben. Die inneren Konflikte sind das Zentrum des Romans, aber Mercier gelingen auch schöne Dialoge und treffende Landschaftsbilder. Perlmanns Tochter, die im weiteren Handlungsverlauf zu einer wichtigen Bezugsperson Perlmanns wird und sogar persönlich auftaucht, wird ebenfalls einfühlsam nachgezeichnet.
Bei der Lektüre – und vor Allem im zweiten Teil – musste ich gelegentlich innehalten und vergegenwärtigen, wie ausgeklügelt Mercier die Handlung konstruiert hat. Ohne, dass man es merkt, versteht sich. Allein die Konzeption eines solchen Buchs muss ihn Monate gekostet haben – Chapeau! „Perlmanns Schweigen“ ist jede Minute, die man lesend verbringt, wert.
Bücherwurm
25. März 2008 at 15:09
Hm, die gesamten Rezensionen lesen sich ja einhellig gut, bis auch den immer wieder auftauchenden Hinweis, dass es auch quälend empfunden wird! Gibt es denn jemand der sagen würde, 50 Euro dafür sind wirklich gut angelegt? Oder doch warten bis man es sich irgendwo ausleihen kann?
Michaela
27. März 2008 at 18:21
50 € sind natürlich eine Stange Geld, aber es ist das Geld wirklich wert.
Kann es also nur empfehlen.
Martin
27. März 2008 at 18:23
Absolut faszinierend geschrieben und es fesselt von der ersten bis zur letzten Minute.
Ist also sein Geld wert.