Orhan Pamuk führt uns in „Das Museum der Unschuld“ und zeigt eine verzweifelte Liebe zwischen Arm und Reich

Das neue Buch des türkischen Schriftstellers Orhan Pamuk hat viele Kerne und Lesarten und genau dies macht „Das Museum der Unschuld“ zu einem besonderen Vergnügen.

In einem für Pamuk ungewohnt leichtem Stil kommt es daher und man kann die Geschichte sofort aus mehreren Blickwinkeln betrachten. Und während des Lesens kommen immer neue Aspekte hinzu. Wer will, vernimmt eine herzzereißende Liebesgeschichte um das alte Spiel à la Romeo und Julia, eine Liebe, die nicht sein darf. Oder man nimmt die die leichte Ironie oder Kritik wahr, die im Zusammentreffen von Orient und Okzident, von Arm und Reich, mitschwingt. Vielleicht steht für einen persönlich auch der Umgang mit Erinnerungen im Vordergrund…

Genau diese vielen zentralen Punkte mache das Buch besonders, denn jeder findet seinen Interpretationsansatz, oder eben keinen, oder eben alle auf einmal.

Kemal gehört zu einer der reichsten Familien Istanbuls. Er muss sich um nichts sorgen machen, Geld ist immer vorhanden. Die reiche, türkische Oberschicht gibt sich betont westlich. Man fährt Mercedes, kopiert die westlichen Werbespots für die eigenen Produkte, schickt seine Kinder auf die Sorbonne und natürlich tragen die Frauen kein Kopftuch… Doch hierauf prallt jäh die türkische Tradition. Die Jungfräulichkeit der Frau gilt immer noch als wichtiges Kriterium für eine Heirat. Zudem werden die Ehen arangiert, schon allein damit die Reichen unter sich bleiben.

Kemals Mutter ist über viele Ecken mit einer ärmeren Schneiderin verwandt, die sie auch ab und zu mal beschäftigt. Aber ab dem Zeitpunkt nicht mehr, als ihre Tochter an einem Schönheitswettbewerb teilnimmt. Das gehört sich natürlich nicht. Und in eben diese Tochter aus ärmlichen Verhältnissen, Füsun, verliebt sich Kemal.

Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre, doch Kemal ist bereist einer anderen versprochen. Und er tut dies, was seine Familie für ihn für das Beste hält: er feiert seine Verlobung, denn für ihn kann es auch nach seiner Hochzeit so weitergehen. Die standesgemäße Frau an der Front und die Geliebte im Hinterzimmer. Doch Füsun verschwindet.

Kemal macht sich auf die Suche nach ihr, erkennt wie sehr er sie liebt und löst schließlich die Verlobung auf. Er beginnt obsessiv Dinge zu sammeln, die Füsun einmal berührt hat oder, die er mit ihr verbindet. In einem der Wohnsitze der Familie richtet er ein kleines Museum ein.

Als er Füsun dann schließlich findet, sit diese aber bereits mit jemand anderen verheiratet. Er beginnt sie stetig zu besuchen und versucht sie zu einer Scheidung zu bewegen…

Wie schon gesagt, ist das Buch selbst ein leichtes Lesevergnügen, doch, wenn man anfängt darüber nachzudenken, werden einem unzählige vielschichtige Details auffallen, die einem zum Nachdenken anregen…

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