Öko-Verordnung: EU will Vorschriften für Bio-Siegel verschärfen

Pestizide in Tomaten und falsch deklarierte Eier: Die jüngsten Lebensmittelskandale haben viele Käufer von Bioprodukten verunsichert. Um das Vertrauen in die Ökobranche wieder zu stärken, will die EU-Kommission strengere Kontrollen einführen.
Mann kauft im Supermarkt ein

Bio soll wirklich „Bio“ sein

Verbraucher versprechen sich von Bioprodukten mehr Geschmack und weniger Giftstoffe. Dafür sind sie auch gerne bereit, etwas mehr zu zahlen. „Bio“ boomt, doch das lockt schwarze Schafe an, die in der Vergangenheit immer wieder für Lebensmittelskandale sorgten: Waren wurden beispielsweise als „Bio“ deklariert, die mit Pestiziden belastet waren oder gar nicht aus der Ökoproduktion stammten. Das Image der Ökobranche bekommt Kratzer – Käufer fühlen sich betrogen und sind verunsichert. Die EU-Kommission will das nun ändern: Bioprodukte sollen künftig in ganz Europa wirklich „Bio“ sein. Das sollen strengere Auflagen und Kontrollen gewährleisten. Eine entsprechende Reform der europäischen Öko-Verordnung  hat die EU-Kommission nun vorgestellt.

Die Ökobranche basiert auf dem Vertrauen der Verbraucher

Eine Umfrage der Kommission im Jahr 2013 ergab, dass 74 Prozent der EU-Bürger sich eine Verschärfung der Richtlinien für Bioprodukte wünschen. Die Branche muss den hohen Erwartungen gerecht werden, um das Vertrauen der Verbraucher nicht zu verlieren. Die EU-Kommission schlägt deswegen strengere Vorgaben vor:

  • Erlaubte Ausnahmen, wie etwa der Einsatz von konventionellem Futter oder Saatgut, werden stark verringert
  • Strengere Grenzwerte für Verunreinigungen durch Pestizide und gentechnisch veränderte Produkte
  • Weiterverarbeitung und Vertrieb sollen die vorgeschriebenen staatlichen Kontrollen nicht mehr umgehen können
  • Einführung strengerer Auflagen auch für Produkte aus Drittländern und EU-Exporte
  • Kleine Landwirte sollen die Möglichkeit erhalten, die neuen Auflagen durch eine Gruppenzertifizierung gemeinsam zu erfüllen

Die EU gegen den Lebensmittelbetrug

Doch nicht nur in der Ökobranche sieht die EU Handlungsbedarf: In der gesamten Lebensmittelindustrie wird offenbar zunehmend getäuscht und betrogen. Das Europaparlament warnte schon im November vergangenen Jahres vor dem wachsenden Betrug mit Lebensmitteln in der Europäischen Union. Die neue EU-Lebensmittelverordnung, die am 13. Dezember in Kraft tritt, und eine neue Nährwertkennzeichnung ab 13. Dezember 2016 sollen die Verbraucher künftig besser schützen.

Kritik am Reformvorschlag der EU-Kommission

Die von der EU-Kommission geforderte Verschärfung der Regeln für das Bio-Siegel ist in der Ökobranche umstritten: Sie fürchtet, dass zu strenge Auflagen kleinen Biobauern das Leben schwer machen könnten, was möglicherweise zu einem Rückgang des Ökoanbaus führt. Das Europaparlament und die Mitgliedstaaten müssen der Reform noch zustimmen, eine Entscheidung ist voraussichtlich erst im nächsten Jahr zu erwarten.

Fotocredit: Thinkstockphotos, Digital Vision, Noel Hendrickson

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