Die netten Jungs sind die ewigen besten Freunde, die „Brüder“, die sie nie hatte, während die fiesen, unhöflichen Bad Boys alle Frauen abkriegen. Stimmt das, oder bilden sich das ewige Singles einfach nur ein?
[youtube 1nDq1HoNm-E]In den Filmen kommt es häufiger vor, als einem lieb ist, Han Solo und Leia, Indiana Jones und Willie Scott, Linus Larrabee und Sabrina, Quinn Harris und Robin Monroe – alles Frauen, die einem kaltschnäuzigen Harrison Ford zu Füßen liegen, der wohl mit „Ich weiß“ auf Leias gehauchtes „Ich liebe dich“ das absolute Paradebeispiel eines unsensiblen Klotzes wurde, gleichwohl Sexsymbol für alle ist. Doch das ist Hollywood und Harrison Fords Charme, wie sieht es denn in der realen Welt aus?
Selbstbewusstsein gewinnt, schüchtern verliert
In einer Studie der British Columbia wurden mehr als 1000 Testsubjekten Gesichter des jeweils anderen Geschlechtes gezeigt, die einmal glücklich, einmal stolz und einmal schüchtern in die Kamera guckten. Das Ergebnis: Während Männer die glücklichen Frauen bevorzugten, standen Frauen eher auf die stolzen Männer. HA! Möge der ein oder andere schüchterne Mann jetzt denken, aber in der Studie ging es nur um reine sexuelle Anziehung, ob Frauen diese Männer auch daten wollten, war nicht Teil der Studie.
Genau das ist aber der Knackpunkt, weshalb die schüchternen Männer vielleicht doch nicht so nett sind, denn auch wenn Frauen selbst zugeben, dass sie bei der Wahl des Sexualpartners eher die „Herausforderung“, ergo den anstrengenden Mann suchen, sieht es bei der Partnerwahl anders aus. Wollen die schüchternen Männer also auch nur Sex? Und sind sie dann nicht ebenso oberflächlich und eben nicht nett, wie ihre Konkurrenten, nur dass sie zudem das Selbstbewusstsein mangeln, das diese haben?
Nett oder nur langweilig und schüchtern?
Gerade in diesem Zwiespalt liegt auch das Problem der Forschung, denn auch wenn man meistens „nett“ sagt, bedeutet es nicht immer dasselbe. „Nett ist der kleine Bruder von Langweilig“ heißt es gerne, allerdings ist ein „netter Kerl“ einfach auch rücksichtsvoll und hilfsbereit. Ob also der nette Langweiler ohne Selbstbewusstsein oder der nette Nachbar, der immer die Tür aufhält und zuhört gemeint ist, das ist selten klar, wenn die Wissenschaft an den Begriff heran geht.
So wurde 1998 eine Studie durchgeführt, in der die Wissenschaftler Herold und Milhausen junge Frauen vor die Wahl stellten: den netten John (der allerdings schüchtern und sexuell unerfahren ist) oder den attraktiven, sexuell erfahrenen Mike (der nicht einmal negative Aspekte mitbrachte). 54% zogen Mike vor, 18% John und der Rest war unentschieden. Ein reichlich unfairer Test, denn den witzigen, offenen, attraktiven Mike zu wählen, war wohl keine wirklich schwere Entscheidung, bzw. seit wann sind die witzigen offenen Männer die Bad Boys?
Anders ging es bei Urbaniak und Killman 2003, in denen Frauen die Wahl zwischen einem netten, einem neutralen, einem arroganten und einem relaxten Mann hatten, wobei der arrogante Mann weit unterlag, der Nette also gewann. Doch dort räumten die Wissenschaftler ein, dass die Antworten auch daher zustande kamen, weil die Frauen die eigentlich anerkannte Option des netten Mannes wählten, obwohl sie anderweitig tendierten. Nun, es scheint, man kann es den Wissenschaftlern als Frau einfach nicht Recht machen, wählt man den arroganten Schnösel, ist man oberflächlich, wählt man den netten, sensiblen Frauenversteher, ist man oberflächlich, aber man gibt es nicht zu.
Selbstmitleid ist auch unsexy
Daher wollen wir uns an Barclay halten, der 2010 einen Vergleich zwischen einem großzügigen (was keinesfalls die Restaurantrechnung beinhaltete, sondern respektvolles Verhalten) und einem selbstsüchtigeren Mann durchführte, wobei Frauen für längere Beziehungen definitiv den netten Mann bevorzugten.
Seine Schlussfolgerung: Gerade für Beziehungen sind nette Männer sicher nicht die Letzten, die unter die Haube gebracht werden, aber viele „nette“ Männer, die ansonsten langweilig, konservativ, unerfahren und unattraktiv sind, benutzen den Spruch, dass Frauen nur die Bösewichte bevorzugen, um selbst besser dazustehen. Schlimmer noch, um diese Nachteile aufzubessern, geben sie sich eventuell sogar mehr und mehr hin, werden immer netter und beschweren sich dann, wenn sie ausgenutzt werden. Und dass die Frauen ihnen da nicht zu Füßen liegen, ist wohl kein Wunder…
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