Der belgische Comic-Künstler Olivier Schrauwen hat mit seinem Debütband gleich einen Volltreffer gelandet. „Mein Junge“ ist tragisch, aber verpackt genau dieses Element in skurrilen Humor, dass dieses an Gewicht verliert und eine absurde Ebene erreicht.
Manchen wird der Stil des Comics vielleicht etwas ungewohnt vorkommen, aber ich finde ihn grandios. Schrauwen hat sich am Zeichenstil der Zeitungscomics Anfang des 20. Jahrhunderts orientiert und so eine schon fast vergessene Form wieder aufleben lassen. Auch die Farben, die ebenfalls in diesem Stil gehalten sind, verdeutlichen die Lage der Protagonisten.
Unter tragischen Bedingungen kommt der Held der Geschichte zur Welt. Der Junge stirbt fast bei der Geburt und ist so kleinwüchsig. Sein Vater bemerkt den kleinen Spross erst als dieser bei der Beerdigung der Mutter in das offene Grab purzelt. Von nun an beschließt der Vater seinen Sohn zu erziehen und nimmt ihn mit auf diverse Ausflüge. Er zeigt ihm Brügge, er nimmt ihn mit zum Golfen und stellt ihn seinen Freunden vor.
Doch, wenn der Sohn schläft betrachtet der Vater ihn fassungslos und bedauert sich selbst, dass er einen so hässlichen Sohn hat…
Diese geheuchelte Vaterliebe nimmt Olivier Schrauwen gekonnt auf den Arm und macht sie auf diese Weise deutlich. er überspitzt die Szenen, so dass dem kleinen Sohn ständig krasse Missgeschicke passieren. Und nie ist man sich sicher, ob das jetzt real ist oder nur im Kopf des Vaters abläuft.
Ein wirklich gelungener Comic und mal wieder ein Beweis dafür, dass Comics nicht immer hirnlos oder kindisch sind.
Werbung