Der Vorteil, den Architekten haben, wenn sie Bauprojekte für die Vereinigten Arabischen Emirate planen: Sie können sich zunächst die Frage stellen, was wollen wir machen, und nicht, was können wir mit dem vorhandenen Budget realisieren. So entstanden in den letzten Jahren zahlreiche bahnbrechende Bauwerke, die ihresgleichen suchen. Ein neues Konzept in dieser langen Reihe von Innovationen sind die „Organic Cities“.
Natürliche Städte
Wie der Name schon vermuten lässt, verbirgt sich hinter „Organic Cities“ ein ökologisches Bebauungskonzept. Die Entwürfe sehen allerdings vor, dass die entstehenden Gebäude nicht nur umweltfreundlich erbaut werden, sondern auch in ihrer Geometrie natürliche Formen simulieren sollen. So ist geplant, Wolkenkratzer in Form von Eiern entstehen zu lassen, während die Gebäude in Küstennähe Mondsicheln simulieren.
In luftiger Höhe Menschen verbinden
Wie jede Großstadt kämpft Dubai mit der Ambivalenz der Urbanisierung. Zum einen zieht es immer mehr Menschen in die Städte, zum anderen entfremden sie sich mehr und mehr voneinander. Ziel ist es, soziale Inseln zu schaffen, die wie Dorfgemeinschaften zueinanderfinden. Dafür ist es wichtig, ein Umfeld zu schaffen, das Kommunikation in ungezwungener Atmosphäre ermöglicht. Doch das ist gar nicht so einfach in einer Millionenstadt, in der es in den Straßen kaum möglich ist, bei Verkehrslärm und Millionen von Passanten sein eigenes Wort zu verstehen. Dieser fehlende soziale Raum soll nun in luftiger Höhe kompensiert werden. Auf den Dächern der neuen Gebäude, die durch Brücken miteinander verbunden werden, soll ein regelrechter Naturpark entstehen. In den Entwürfen versprechen die Architekten des Luca Curci Architekten-Studios Verbindungswege, die Wildbrücken ähneln, wie man sie von deutschen Autobahnen kennt.
Freizeit mit dem Chef
Platz für Ideen ist ausreichend vorhanden. Auf 600.000 Quadratmetern Wohnfläche sollen 150.000 Menschen Unterkunft finden. 6,3 Millionen Quadratmeter stehen für Einkaufszentren zur Verfügung, 4,5 Millionen Quadratmeter für Büroflächen und mehr als 800.000 Quadratmeter für Hotels sowie Wellness- und Spa-Einrichtungen. Das höchste Gebäude dieser Ansammlung soll sich 470 Meter in den Himmel erstrecken. Klare Abgrenzungen zwischen Büro- und Freizeiteinrichtungen gibt es dabei nicht. So sollen soziale Grenzen überwunden werden. Andererseits birgt diese Sozialisierung auch Gefahren. Nämlich dann, wenn aus Freizeit Pflicht wird und man in vermeintlich ungezwungener Atmosphäre Zeit mit seinen Vorgesetzten verbringen soll. Andererseits ist es ja auch möglich, einer Arbeit außerhalb dieses architektonischen Wunderlandes nachzugehen, und nur seine Freizeit in dieser grünen Oase zu verbringen.
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