Evolution ist allgemein als wissenschaftliche Tatsache anerkannt, allerdings gibt es auch heute noch eine große Anzahl an Menschen, die der Überzeugung sind, dass die Entstehungsgeschichte der Bibel realistischer ist. Kreationismus mischt sich in den USA selbst ins Bildungssystem ein.
Kreationismus bedeutet eigentlich nichts weiter, als dass ein übernatürliches Wesen, vorwiegend göttlicher Herkunft, für die Entstehung der Erde verantwortlich ist, dass es also einen „Creator“, bzw. Urheber für die Welt gibt.
Vorwiegend dem monotheistischen Glauben entsprungen – also den Religionen, die nur einem Gott huldigen – versucht der Kreationismus mehr oder weniger erfolgreich, Wissenschaft und Religion zusammen zu denken, das aber auch nur oberflächlich, denn eigentlich ist die kreationistische Wissenschaft nur dazu da, echte Wissenschaft aus den Angeln zu heben, was empirisch gesehen noch nicht sehr erfolgreich passiert ist.
Glücklicherweise gibt es ja genügend Menschen, die lieber dem Glauben und ihren Emotionen, als empirischen Beweisen glauben.
Kreationismus vs. Wissenschaft
Tatsächlich verwehrt sich der Kreationismus den gängigsten wissenschaftlichen Methoden, weder empirische Beweise, noch allgemein anerkannte Theorien (wie etwa Evolution) werden von Kreationisten angenommen, die in den USA sogar (teils erfolgreich) dafür plädieren, dass neben Biologie auch Kreationismus an den Schulen gelehrt werden soll.
Kreationist ist nicht gleich Kreationist
Man muss nicht jeden Kreationisten als Fanatiker abtun, denn dass ein Gott die Welt kreiert hat, davon gingen auch große Geister aus, ja selbst Einstein glaubte an Gott (Wobei die Zeit damals es anderweitig auch schwer gemacht hätte, ja, Galileo wäre wohl noch unbeliebter gewesen, wenn er sich als Atheist geoutet hätte).
Vielmehr sind es die Kreationisten, die problematisch werden, die die Bibel nicht als Sammlung an Metaphern und Analogien sehen, sondern als eindeutige Darlegung der Ereignisse, genau so, wie sie geschehen sind. Heißt also, dass sie davon ausgehen, dass Adam und Eva wirklich im Garten Eden herum spaziert sind und sich von sprechenden Kriechtieren verbotene Früchte haben aufschwatzen lassen. Klingt nachvollziehbar, zumal die Bibel so großzügig ist, gleich zwei unterschiedliche Entstehungsgeschichten zu nennen, die nicht direkt zusammen passen. Aber Gott steht auch über innertextlichen Paradoxen.
Christliche Fundamentalisten lassen nicht nach
Besonders in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts haben die Christlichen Fundamentalisten eines wachsenden Amerikas die Seite des Kreationismus eingenommen, den man heutzutage kennt. Damals konnten sie sogar erreichen, dass das Konzept der Evolution von Schulen verbannt wurde. Heutzutage ist das etwas schwieriger, hält aber niemanden so wirklich auf.
Als man etwa in den 60er Jahren Kreationismus als wissenschaftliches Fach in die Schulen einführen wollte, wurde es verhindert, immerhin – so der Konsens – seien Staat und Kirche dem Gesetz nach getrennt, in der Schule hätte so etwas also nichts zu suchen. Dadurch wurde irgendwann das Konzept des „Intelligent Design“ entwickelt, da man davon ausging, dass es mit einem anderen Namen weniger auffällig wäre.
Tatsächlich würde es über die Jahre hinweg immer wieder Versuche geben, das Lehren von Evolution zu unterminieren, wobei weniger versucht wurde, Kreationismus zurück auf den Lehrplan zu zwingen, sondern vielmehr, Evolution vom Lehrplan zu eliminieren. Als „Unterdrückung der Auslebung der eigenen Religion“ wurde es gesehen, da doch der Bibel im Unterricht eindeutig widersprochen wurde und die armen Christen dadurch persönlich angegriffen wurden.
Gegenentwürfe, die vorsahen, Evolution nur dann zuzulassen, wenn auch Kreationismus beigebracht werden würde, wurden vorwiegend mit der Begründung abgeschmettert, dass diese spezielle Verbreitung einer einzigen religiösen Ansicht nicht den Grundrechten entspreche und dass es nur dann möglich wäre, wenn auch andere Entstehungsgeschichten mit einspielen würden.
Merkwürdigerweise lag das jedoch nicht im Ermessen der Kreationisten, da anscheinend andere Religionen weniger Rechte hatten, die Evolutionstheorie mit ihrer eigenen Weltansicht auszubalancieren.
Die bekanntesten Kreationismus Argumente:
Das Interessante an Argumenten bezüglich des Kreationismus ist vorwiegend, dass sie eher versuchen, Evolution zu diffamieren, bzw. dass sie von Evolution etwas erwarten, was auch Religion nicht adäquat beantworten kann: Die Antwort auf alles.
Glücklicherweise sind die meisten, wenn nicht sogar alle Argumente auch auf einer logischen Basis nicht sehr haltbar und können deshalb leicht dekonstruiert werden.
1. Es gibt keine Beweise für Evolution
Nun, es mag keine endgültig für immer fest stehenden Beweise für Evolution geben, aber den Anspruch hat die Wissenschaft auch nicht, die ja auch dank intelligenter Menschen wie Popper eher daran interessiert ist, der Wahrheit immer näher zu kommen und nicht erwartet, alles in seiner Gesamtheit zu erfassen (auch wenn sie es zumindest erhofft).
Aber es gibt immerhin mehr Beweise für Evolution, als für jegliche religiöse Entstehungsgeschichte. So weiß man, dass wir genetische Merkmale mit Tieren und selbst Pflanzen teilen, wurden Relationen aufgestellt, wissen wir, dass sich Lebewesen in ihrer Entwicklung der Umgebung anpassen und dass selbst Mutationen dafür sorgen können, dass ein sogenannter „Sprung“ in der Evolution einer Spezies entstehen kann. Archäologische Funde geben uns dabei oftmals Recht und sind allemal besser, als die Behauptung, dass Gott diese aus unbekannten Gründen in der Erde vergraben hat.
Im Gegensatz zum Kreationismus kann man sogar Evolution zusehen, wie viel Beweise braucht es denn noch?
2. Warum gibt es noch Affen?
Eine gern gestellte Frage (und damit nicht direkt ein Argument) ist die, warum es denn noch Affen gibt, wenn Menschen sich aus ihnen heraus entwickelt haben. Nach Darwin müssten diese dann doch ausgestorben sein, oder etwa nicht?
Nun, nicht ganz, zum Einen geht man nicht davon aus, dass der Mensch sich von Schimpansen aus entwickelt hat, wir mögen verwandt sein, aber es gab keinen Moment, in dem eine Schimpansenmutter plötzlich ein Menschenbaby gekriegt hat und damit das Ende der Schimpansen eingeleitet hätte.
Man müsste dann ja wohl auch fragen, warum es nicht sowieso nur den Menschen gäbe, da ja anscheinend alle anderen Tiere minderwertig und weniger fit sind und wenn wir alle aus dem Urschleim kommen, dann müssten wir doch als Krone der Schöpfung als Einziges übrig geblieben sein. Sowieso, müsste es dann nicht viel weniger Menschen geben, da nur die Erfolgreichsten aller Menschen sich fortpflanzen würden?
Also wirklich, Kreationisten, die Frage alleine ist ja schon verrückt.
Aber um eine vielleicht etwas versöhnlichere Antwort zu geben: Natürlich gibt es unterschiedliche Arten, die kann man überall in der gesamten Tier- und Pflanzenwelt beobachten. Man kann davon ausgehen, dass unterschiedliche Evolutionsstufen zu den entsprechenden Lebensumständen angepasst wurden, solange sie überlebt haben, gab es da keinen Grund, plötzlich auszusterben und wie man sieht, geht es Schimpansen und Gorillas ganz gut, abgesehen davon, dass der Mensch sie derzeit gefährdet.
In dieser Argumentation kann man sich etwa nach „Allen’s Rule“ auch erklären, dass der Eisbär im Gegensatz zu seinen südlichen Verwandten kleinere Ohren und einen kleineren Schwanz hat, damit er nicht unnötig Körperwärme verliert. Keine der Bärenarten ist ausgestorben, weil die andere intelligenter oder schneller wurde, sie haben sich nur an unterschiedlichen Orten in unterschiedliche Richtungen hin entwickelt.
3. Das menschliche Auge ist zu kompliziert für Evolution
Es gibt sicher viel komplexere Organe und selbst Lebewesen, als das menschliche Auge. Tatsächlich haben andere Lebewesen als der Mensch teilweise kompliziertere und funktionellere Organe als der Mensch. Hier werden Kreationisten oftmals kreativ und zitieren niemand geringeren als Darwin selbst, der angeblich zugegeben haben soll, dass es absurd erscheint, dass sich das menschliche Auge in seiner Komplexität über Evolution entwickelt haben soll.
Nun, man muss nicht mal eine Zeile weiter springen, um zu sehen, dass dieses Zitat noch etwas weiter geht, denn direkt im Anschluss sagt Darwin auch (und das nicht gerade überraschend), dass man jedoch angesichts der Tatsache, dass es so viele kleine Unterschiede in menschlichen und tierischen Augen gibt, die der jeweiligen Spezies zum Überleben dienen, wohl annehmen muss, dass es doch der Evolution geschuldet ist.
Dass Kreationisten hier wohl vorschnell geschossen haben, dürfte aber niemanden überraschen, immerhin zitieren sie selbst die Bibel nicht selten aus dem größeren Kontext heraus.
4. Atheismus ist auch eine Religion
Zugegeben, Atheismus und Evolution gehen oft Hand in Hand, aber eine derartig nachlässige Semantik ist schon etwas abwegig, immerhin soll doch hier Evolution und nicht Atheismus kaputt geredet werden.
Das Problem mit dieser Behauptung ist, dass man nicht einmal anfangen muss, die eigentliche Behauptung zu kritisieren, da man sich sonst ähnlich verwirrend fragen muss, ob nun Evolution, Wissenschaft und Atheismus als gleichwertig angesehen werden. Nun, sie sind nicht dasselbe, weshalb dies kein Argument gegen Evolution ist und erst recht nicht gegen Wissenschaft und daher gleich aus der Diskussion heraus genommen werden kann.
5. Evolution und Darwinismus ist für den Holocaust verantwortlich
Langsam wird es kritisch, was das über Kreationismus aussagen soll, kann man natürlich schwer sagen, über Evolution sagt es allerdings nichts aus. Auch wenn die Kirche es nicht so gerne hat, Hitler selbst war weder Atheist (auch wenn das gerne mal behauptet wird), noch war das dritte Reich auf atheistische Ideologien begründet.
Darüber hinaus muss man sich dann fragen, ob man im Umkehrschluss etwa solche Sachen behaupten kann:
„Das Christentum ist für die Massenmorde der amerikanischen Ureinwohner verantwortlich“ oder aber „Das Christentum ist für die Judenverfolgung im Mittelalter verantwortlich“. Diese Behauptungen sind genauso irrelevant für die Diskussion, ob nun Kreationismus eine Daseinsberechtigung hat, wie die Aussage, dass Hitler Vegetarier war (auch das übrigens eine Fehlinformation), wenn es darum geht, von den Nachteilen des Vegetarismus zu reden.
In der Logik kann man es auch so sagen: Man kann nicht vom Speziellen/Besonderen auf das Allgemeine, bzw. Absolute schließen, Wenn also ein Atheist etwas Böses tut, ja selbst, wenn viele Atheisten etwas Böses tun, dann kann man nicht darauf schließen, dass Atheismus an sich eine schlechte Sache ist.
Darüber sollten nicht zuletzt die Weltreligionen glücklich sein, da sie sonst ziemlich große Probleme hätten.
Und nur für den Fall, dass es aufgeworfen wird:
6. Das zweite thermodynamische Gesetz
Das zweite thermodynamische Gesetz (das nach dem Nullten und Ersten eigentlich das Dritte ist) lautet, dass zwei Körper keine Energie auswechseln können, ohne dass es eine Wirkung von Außen gibt. Die kreationistische Idee ist demnach, dass diese Außenwirkung in der Entstehung der Menschheit in Form von Gott geschehen ist.
In der klassischen Formulierung:
Es gibt keine Zustandsänderung, deren einziges Ergebnis die Übertragung von Wärme von einem Körper niederer auf einen Körper höherer Temperatur ist.
Wie die intelligenten Menschen von The Thinking Atheist in ihrem Video es sagen: Wie bei vielen kreationistischen Argumenten gegen Evolution wird hier wüst aus dem Kontext gerissen, denn was hier vorgeworfen wird (dass es immer und überall einer äußeren Einwirkung braucht), gilt in diesem Gesetz nur in einem abgeschlossenen Raum, in dem es keinen Austausch von Energie gibt, der auf der Erde und in der Geschichte der Menschheit nicht direkt gegeben ist, immerhin wird hier ständig Energie ausgetauscht.
Kreationismus – Es ist tatsächlich ganz amüsant wenn man darüber liest, dass sich diese völlig unhaltbare Pseudowissenschaft aber teilweise auch in Schulen in Amerika wieder findet, ist nicht nur besorgniserregend, sondern konstitutionell auch noch äußerst un-amerikanisch (tatsächlich kann man vergebens nach dem Wort „GOTT“ in der Konstitution suchen).
Aber hier greift dann wohl weniger der evolutionäre Gedanke, was die Verbreitung dieses Glaubens angeht, als die etwas zynische Theorie von Philosoph Ludwik Fleck, der „Wissenschaft“ als Idee beschrieb, die von der Mehrheit und nicht der eigentlichen Realität fest gelegt wird. Wollen wir hoffen, dass es nie so weit kommt.
Bildquelle: Pixabay/ OpenClipart- Vectors
Werner
2. August 2012 at 14:46
Urknall ist auch Kreaationismus und Religion. Alternativen werden systematisch unterdrückt – wie im Mittelalter bei der Scheibenwelt, nur mit modernen Mitteln. Damit ist die klassische Physik (Studium existierender Objekte) verlassen. In der modernen Physik wird nicht mehr zwischen (abstrakten,menschengemachten) Konzepten einerseits und Objekten andererseits unterschieden – heraus kommt ein kreationistisches Ballonuniversum das durch den Urknall entstanden sein soll. Das ist Phillosophie oder Religion und keine Physik mehr. Ein verdinglichtes (reifiziertes) abtraktes Konzept, irrational. Alles auf einer Interpretation (die als Tatsache verkauft wird!) basierend – der Rotverschiebung. Von dieser Ausdehnungs-Interpretation wollte selbst der Entdecker der Rotverschiebung, Edwin Hubble, später nichts mehr wissen. Dabei gibt es bessere Erklärungen, ohne eklatante Widersprüche in die sich die Urknalldogmatiker verstrickt haben. Das Licht muss auf seinem Weg zur Erde einfach durch jede Menge Plasmanebel (Materie existiert im Raum fast nur im Plasmazustand). Selbst wenn die Galaxien sich von uns wegbewegen würden, wäre das null „Beweis“ für eine Ausdehnung des Raums. Hier wird einfach Objekt und Konzpet verwechselt und alle Welt glaubt den Unsinn, wie ich früher von Kind an.