„Drachenläufer“ ist eine Erzählung über Freundschaft, Schuld, Verantwortung, Treue und Verrat, die in die Geschichte Afghanistans von den 70ern bis 2001 eingebettet ist.
„Drachenläufer“ dreht sich um das Schicksal zweier Jungen Afghanen. Amir und Hassan, zwar unterschiedlicher ethnischer und auch sozialer Herkunft, verbindet eine tiefe Freundschaft. Tiefer als man am Anfang weiß. Khaled Hosseini, selber afghanischer Emigrant, schreibt in seinem 2003 erschienen Buch eine flüssige, an die Nieren gehende Geschichte, die man erst aus der Hand legt, wenn man die 300 Seiten durch hat.
„Drachenläufer“: Eine Kindheit in Afghanistan
Amir, der Erzähler, ist der Sohn eines gutbetuchten, zum Westen orientierten Paschtunens. Gemeinsam mit seinem Vater, seine Mutter ist bei seiner Geburt gestorben, lebt er in fast luxuriösen Verhältnissen in einer Villa in Kabul. Hassan und sein Vater Ali, beide Hazara, leben auf Grundstück von Amir und seinem Vater, in einer kleinen Lehmhütte. Ansonsten arbeiten sie für die beiden als Hausdiener. So ist es Hassan, der morgens Amir das Frühstück und das Bett macht. Amir, der sich sehr für Geschichten interessiert und von einem Freund des Vaters immer wieder dazu ermutigt wird, selbst zu schreiben, liest Hassan, der Analphabet ist, oft Geschichten vor. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft sind die beiden also befreundet.
Die Wendung: Die afghanische Geschichte nimmt ihren Lauf
Amir, der von seinem Vater, da er seinen Kopf immer in Bücher steckt, als schwach empfunden wird, möchte seinem Vater Stärke zeigen und möchte das Drachenläuferturnier gewinnen. Hassan, der als der beste Drachenläufer der Stadt gilt, macht sich auf den Weg den Siegerdrachen zu holen, wird jedoch von Assef, einem sadistischen soziopathischen Teenager, vergewaltigt, nachdem er den gefangenen Drachen nicht aufgeben will. Amir, der dies beobachtet, hilft seinem Freund nicht, sondern lässt sich als Sieger und als Mann feiern. Von da an geht er Hassan aus dem Weg und geht dann noch soweit, dass er Hassan des Diebstahls beschuldigt, so dass dieser und sein Vater aus Scham das Haus verlassen.
Mit der Invasion der Sowjetunion müssen Amir und sein Vater zunächst nach Pakistan fliehen und emigrieren letztendlich in die USA. Dort absolviert Amir ein Studium, wird Schriftsteller und heiratet. Im Juni 2001 bittet ihn Rahim Khan, der Freund und Geschäftspartner seines verstorbenen Vaters , zu ihm nach Pakistan zu kommen. Es scheint, als wisse Rahim Khan von Amirs Verrat an Hassan. Amir entscheidet sich, nach Pakistan zu reisen und bekommt nach 30 Jahren die Chance, sein Schuld mit einer Aufgabe und einer Reise ins neue, ihm unbekannte Afghanistan zu sühnen.
Ein brillantes Debut von Hosseini
Khaled Hosseini, der selbst seit 1980 in den USA lebt, wollte kein Buch zur Völkerverständigung, sondern eine packende und überzeugende Geschichte über zwei Jungen schreiben. Doch während er an dem Buch arbeitete, ereignete sich der 11. September und ihm war bewusst, dass der Roman zu einem besseren Verständnis der Afghanen beitragen würde, wenn nicht müsse. „Drachenläufer“ ist ein brillantes Debut. Gibt es doch dem Leser einen Schlüssel zum Verständnis afghanischer Logik und Moral in die Hand.
Khaled Hosseini 2003: „Drachenläufer“. Berlin Verlag, Berlin.
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Oli
22. November 2011 at 18:37
Finde ich super, dass hier regelmaessig geschrieben wird.