Was hat es mit der sogenannten Kehrwoche auf sich? Über Schwaben gibt es bekanntlich reichlich Witze und Klischees, wie Reinlichkeit und Sparsamkeit. Was ist an diesen Klischees nun wirklich dran?
Tatsächlich ist in jeder schwäbischen Haushaltsordnung die Kehrwoche aufgeführt, ja sogar im Mietvertrag verankert und solange es die Schwaben gibt, wird es auch die Kehrwoche geben. Manch Zugezogener wird sich damit wohl nie anfreunden können, doch gegen die schwäbische Kehrwoche kommt keiner an.
Die schwäbische Kehrwoche
Seit etwa Ende des 15. Jahrhunderts ist die Kehrwoche in Württemberg fest verankert. Sie setzt sich aus zwei Teilen zusammen, nämlich der kleinen und der großen Kehrwoche.
Wöchentlich abwechselnd mit den jeweiligen Nachbarn auf gleicher Etage wird in der kleinen Kehrwoche der Flur und das Treppenhaus abwärts gereinigt.
Die große Kehrwoche bedeutet das periodische Reinigen von Kellertreppe und -flur, Hauseingang, Briefkastenanlage und Gehweg, sowie eventuelle Gemeinschaftsräume, also Waschraum etc..
Von Haus zu Haus kann sich die Kehrwoche ein wenig unterscheiden. So gehört das wöchentliche Reinigen der Wohnungstüren in manchen Wohnhäusern auch dazu.
Dinge, die man bezüglich der Kehrwoche beachten sollte
Bei der Kehrwoche geht es vor Allem um das „Sehen und gesehen Werden“, denn wer seine Aufgaben als anständiger Mieter erfüllt, erhält Ansehen und Respekt. Dementsprechend wird empfohlen seine Pflichten Samstagvormittags zu erledigen, da man so von den meisten Nachbarn gesehen wird und so sein Image aufbessert.
Das Nicht-Erfüllen der Kehrwoche wird nicht geduldet. Vor Allem Wahl-Schwaben werden sich mit dieser Tradition und Kultur nicht identifizieren können, dennoch bringen Diskussionen über den Sinn der Aktion rein gar nichts. Damit würde man nur die soziale Identität der Schwaben angreifen und beleidigen.
Wer meint, eine Kehrwoche vortäuschen zu können, der wird sehr schnell feststellen, dass man seinen schwäbischen Hausgenossen nichts vormachen kann. Auch Papierschnipsel unter den Fußmatten werden früher oder später entdeckt und dann steht man unter den anklagenden Augen der Anwohner, die Untätigkeit und Täuschung vorwerfen.
evide
20. Dezember 2011 at 15:38
Die Kehrwoche beschränkt sich jedoch nur auf Alt-Württemberg. In Oberschwaben und bayerisch Schwaben gehört diese nicht zur „Alltagskultur“. Ich persönlich habe die Kehrwoche erst nach meinem Umzug von Oberschwaben nach Stuttgart kennengelernt.