John Ajvide Lindqvist: „So ruhet in Frieden“ – Die Zombies kommen! Aber sind sie wirklich das Problem?

Was sind Zombie-Geschichten? Horrorschocker, in denen halbverfaulte Leichen durch die Straßen torkeln und ständig auf der Suche nach Menschenfleisch sind. Ja, das haben wir alles zu Genüge durch. Ein Buch, das aber eine ganz andere Sicht auf die lebenden Toten wirft ist „So ruhet in Frieden“ vom skandinavischen Autor John Ajvide Lindqvist.

Wer sich das übliche Zombie-Gemetzel erhofft, ist hier also falsch, denn Lindqvist geht das Thema in seiner extrem spannenden Geschichte schon fast „philosophisch“ an.

Es ist ein extrem heißer Tag im August in Schwedens Hauptstadt Stockholm. Auf einmal legt sich ein seltsames elektrisches Feld über die Stadt und kurz bricht das Chaos aus: Die Menschen haben furchtbare Kopfschmerzen und werden fast in den Wahnsinn getrieben. Doch so schnell wie es kam, verschwindet es wieder. Alles scheint so zu sein wie vorher. Erleichterung macht sich breit. Doch diese ist nur von kurzer Dauer, denn schon bald wird klar: Die Toten sind auferstanden.

Und so wanken Unfallopfer neben angefaulten Gestalten durch die Straßen. Doch zum Glück, sind es nur die der letzten acht Wochen, so dass es nur 2.000 sind… 😉 Kurz bricht Panik aus, die sich aber schnell wieder legt, als man merkt, dass sie den Lebenden gar nichts Böses wollen. 

Doch nun stehen die Menschen vor einem noch viel größeren Problem: Wie damit umgehen? Kann man Verwandte, die man beerdigt hat und die, sowohl körperlich als auch geistig, auch nicht mehr gerade frisch sind 😉 , wieder in die Familie, ja in die Gesellschaft integrieren? Mit dieser Aufgabe sind die Menschen extrem überfordert. Die „Wiederlebenden“, so die bald auftauchende politisch korrekte Bezeichnung, werden erst einmal gesammelt und in eine Art medizinisches Ghetto verfrachtet, wo man sie besser beobachten kann.

Doch schon bald bricht die Panik in der Gesellschaft erneut aus, die Medien überschlagen sich, die Kirchen wettern und die Politiker sind nervös. Und genau das ist auch der Untergang der Menschen, denn die Zombies haben auch ihre eigenen Beweggründe und Meinungen. Ehe die Lebenden dies herausfinden, ist es schon zu spät…

„So ruhet in Frieden“ wirft nebenbei einige Fragen über unsere Gesellschaft auf: Wie gehen wir mit der Integration von Unbekanntem um? Inwieweit haben die Medien, die Politik, die Kirche einen Einfluss auf uns? etc.

Neben diesen Themen ist es aber natürlich in erster Linie eine spannende Geschichte, die dadurch agil bleibt, dass sie aus verschiedenen Blickwinkeln das Geschehen betrachtet. Da ist diejenige, die das Ganze für den Untergang der Welt hält. Oder der pensionierte Journalist, der es als Chance sieht seine Fehler als Vater und Großvater wieder auszubügeln. Diejenigen, die einfach Angst haben ihre Lieben als Leiche zu sehen. Oder eben die Agnostiker, die es als positive Veränderung der Welt betrachten.

Und nebenbei muss natürlich das Bild des Todes neu definiert werden…

Das einzige Manko an dem Buch, war für mich, dass es gegen Ende hin wieder einmal nicht ohne christliche Symbole zu gehen scheint.

Sonst ist „So ruhet in Frieden“ aber eine gelungene Horrorgeschichte, die einem mal eine ganz andere Sicht auf den Mythos der Zombies liefert.

Werbung
Mehr laden
Load More In Literatur
Comments are closed.

Mehr Wissen

Psychologie: Kann CBD die mentale Gesundheit unterstützen?

In den letzten Jahren hat CBD, kurz Cannabidiol, viel Aufmerksamkeit als potenzielle Unter…