Die Schweizer gelten nicht nur als neutrales, sondern auch als gemütliches Völkchen, das sich bei Allem gern etwas mehr Zeit lässt als Andere. Ob nun bei ihren täglichen Besorgungen oder auch nur bei der Konversation – in der Schweiz dauert Alles ein klein wenig länger. Stimmts?
Die Schweizer sind wahrlich eine Nation, die mit vielen Klischees und Attributen belegt ist. Die meisten davon sind jedoch im Grunde nett gemeinte Beobachtungen, wie zum Beispiel die Annahme, dass Schweizer Schokolade die beste der Welt sei. Außerdem gilt das Alpenvolk als neutral in allerlei Konfliktsituationen, als Meister des Käse-Fondue und als absolut vertrauenswürdig, wenn es um große Geldanlagen geht. Uns interessiert heute aber nur eines: sind die Schweizer wirklich allesamt so langsam, wie es scheint?
Das gemütliche Temperament der Schweizer
Es ist eine Beobachtung, die nicht nur Außenstehende machen, sondern auch Schweizer selbst. Von Vielen hört man immer wieder die Bestätigung, dass sie in der Tat Vieles eher langsamer angehen würden als Andere. Jedoch haben die Schweizer eigene Ansichten darüber, wie dies auszulegen ist: So essen sie nicht langsam, sie genießen einfach mehr. Sie denken nicht langsam, sie sind nur vorsichtig und sorgsam, betrachten Probleme von jeder Seite, bevor sie eine Entscheidung fällen. In der Tat verläuft eine Schweizer Konversation deutlich gedehnter, als es bei anderen Nationen der Fall ist, egal ob in Schwizerdütsch oder Schweizer Französisch – aber so versteht man sich wenigstens.
Manche Aspekte der Schweizer Gemütlichkeit lassen sich tatsächlich nachweisen. So gibt es Wissenschaftler, die beschäftigen sich langfristig mit solchen Phänomenen und messen immer mal wieder die Gehgeschwindigkeit der Menschen in den verschiedensten Erdteilen. So gab es 2007 eine Studie, nach der zumindest die Einwohner von Bern mit 17,37 Sekunden Zeit für 20 Meter Weg zu den gemächlichsten Gehern der Welt gehören. Allerdings werden sie von den Menschen in Blantyre, Malawi, mit sagenhaften 31,60 Sekunden noch weit übertroffen – hier leben die wahren Meister der Gemütlichkeit.
Die Schweiz: In der Ruhe liegt die Kraft
In diesem Fall muss also einmal klar gesagt werden, dass an am Klischee der langsamen Schweizer tatsächlich etwas dran ist. Die Frage ist nur, warum es Menschen gibt, die sich über diese Eigenart amüsieren. Denn im Endeffekt kommt es eigentlich nur auf den Standpunkt an: Man könnte nämlich genauso gut sagen, die Schweizer leben bewusster, gemütlicher, weniger hektisch. Und wenn man es so betrachtet, kann man generell als dauergestresster Einwohner einer Industrienation, vor allem aber als Großstädter, fast ein wenig neidisch werden auf die Fähigkeit dieses Völkchens, ihr Leben ganz in Ruhe zu leben. Hut ab! So Manchem täte es gut, sich hieran ein Beispiel zu nehmen.
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