Neulich, während der Mittagspause, entbrannte eine heiße Diskussion über Hörbücher. Eine Kollegin war der Meinung, dass Hörbücher etwas für Leute sind, die lediglich zu faul sind, ihre Nase in ein richtiges Buch zu stecken. Sie selbst würde niemals ein Hörbuch … hören… statt lesen.
Ich war über diese Äußerung sehr entsetzt, da ich selbst sehr gern auf Hörbücher zurückgreife. Ich versuchte ihr zu erklären, dass es eigentlich genau anders herum sei. Dass gedruckte Bücher eher etwas für faule Menschen sind, da Hörbücher meist von Leuten in Anspruch genommen werden, die keine Zeit haben, sich stundenlang aufs Sofa zu setzen und zu schmökern. Ich zum Beispiel, erklärte ich ihr, würde sehr gern während der Autofahrt „hören“ und auch über meinen mp3-Player lasse ich mir vorlesen, wenn ich im Fitnessstudio bin oder im Sommer auf Fahrradtouren.
Meine Kollegin war sehr erbost über meine Äußerung. Und weil jetzt auch andere Mitarbeiter in das Gespräch einstiegen, ging die wohlverdiente Mittagspause den Bach hinunter.
Die Fraktion des gedruckten Wortes, schimpfte gegen den verloren gegangenen Zauber des Bücherlesens, während die Fraktion der digitalen Bücher die perfekt ausgewählten Vor-Leser der Erzählungen lobte. Ein Kollege sprach sogar darauf an, dass es Hörbücher schon seit über 50 Jahren gibt, die aber fast ausschließlich von Blinden- und Sehschwachen-Vereinen vertrieben wurden.
Hätte ich geahnt, dass Hörbücher Deutschland in zwei Lager spaltet, hätte ich mich schön zurück gehalten und mir nach Feierabend genussvoll mein neues Hörbuch vorlesen lassen.