Die Hieroglyphen der Ägypter wirken heutzutage gleichermaßen interessant wie mysteriös. Heute wird die Hieroglyphen-Schrift nicht mehr verwendet, und die altägyptischen Sprache wurde längst vom Arabischen als Amtsprache Ägyptens abgelöst.
Auf Laien wirken die Hieroglypen manchmal fast leicht verständlich. Schließlich handelt es sich um kleine Bilder, die sicherlich schnell verstanden werden können. Wer dies jedoch wirklich annimmt, hat weit gefehlt. Im alten Ägypten war es nicht einmal üblich, das Lesen und Schreiben zu erlernen, und nur hochgestellte Persönlichkeiten waren dazu in der Lage. Damit der geschriebene Inhalt trotzdem allen zugänglich gemacht werden konnte, wurde er zumeist noch bildlich aufgezeichnet.
Hieroglyphen: „Haus mit Geld“ statt „Bank“
Hieroglyphen können sowohl von rechts nach links als auch von links nach rechts gelesen werden. Weiterhin ist auch eine Leserichtung von oben nach unten nicht unüblich. Bei bildlichen Darstellungen von Menschen oder Tieren blickten die Gesichter dieser stets zum Textanfang. Diese Umstände machen es neuzeitlichen Lesern nicht gerade einfach, die Schriftsprache nachzuvollziehen oder zu entschlüsseln. Um die Verständlichkeit über einen längeren Zeitraum und für eine große Personengruppe zu ermöglichen wurden Wortneuschöpfungen weitgehend vermieden. Stattdessen umschrieb man Wörter – ein wenig, als würde man für „Bank“ stattdessen „Haus mit Geld“ sagen.
Hieroglyphen als System zwischen Bild- und Lautsprache
Die Anzahl von Hieroglyphen ist sehr hoch, musste jedoch nicht von allen Lesern verstanden werden. Um sich schriftlich auszudrücken genügte es, rund 700 Zeichen der altägyptischen Sprache zu erlernen. Aus einer reinen Bildsprache, die lediglich mit Symbolen auskam, entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Mischung aus Bildsprache (Semogramme) und Lautsprache (Phonogramme). Weiterhin war es häufig nötig, einzelne Symbole weiter zu definieren. Schrieb man beispielsweise das Zeichen für „Ich“, malte man dahinter schemenhaft einen Mann oder eine Frau, um das Geschlecht des Schreibers zu definieren.
So mystisch die alte Schrift auf heutige Menschen wirken mag, enthielt sie zumeist lediglich Beschreibungen des Alltags. Eine Literatur im heutigen Sinne konnte sich aufgrund der Schriftsprache nicht entwickeln. So wurden zumeist nur banale Dinge wie der Reichtum eines Mannes oder die Macht eines Herrschers beschrieben.
Flexible Orthographie
Im Vergleich zu unserer heutigen Schriftsprache ist die altägyptische Schriftsprache mehr als flexibel. Weder gibt es eine festgesetzte Schreibrichtung, noch strenge orthographische Regelungen. So konnte sich die Schrift schnell weiterentwickeln und verändern. Heute helfen uns die Zeichen, das alltägliche Leben im alten Ägypten nachzuvollziehen und uns ein Bild von den kulturellen Gegebenheiten zu machen.
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