Frauen haben Handtaschen. Viele. Männer dagegen haben nur zwei bis vier Hosentaschen. Trotzdem haben beide permanent ihren gesamten Hausrat dabei.
Fußgängerzonen sind für die meisten Männer ein Albtraum. Nicht wegen der vielen Schnorrer, Gesangsgruppen und Hundehaufen – nein, sie werden von ihren jeweiligen Lebensabschnittspartnerinnen zu sämtlichen Handtaschen-Ständen geschleift. Die holde Damenwelt nennt zwar bereits 25 Stück ihr Eigen, aber diese eine Bordeaux-farbene würde doch gut zum Gürtel von neulich passen. Unwesesentlich in der entstehenden Diskussion, dass a) der Gürtel zu nichts anderem passt als vielleicht zu der noch nicht gekauften Tasche und b) eben jener Gürtel vermutlich nur ein einziges Mal im Jahr getragen wird.
Typisch Mann, dass er einfach die Dynamik des Handtaschenkaufs falsch einschätzt, somit sind Argumente jedweder Art von ihrer Seite gegen den bevorstehenden Kauf vergebene Liebesmüh. Die Tasche muss ins Haus und das weiß der Mann auch. Ansonsten muss er sich nämlich die Geschichte von der fast-gekauften Tasche nicht nur den Rest des Nachmittages anhören, sondern auch zu sämtlichen, in den kommenden Wochen folgenden Gelegenheiten, wenn entweder eine weitere Tasche in der Fußgängerzohne oder der Gürtel im Schrank erspäht wird. Und derer wird es viele geben. Dieses Prozedere läßt sich mit dem alten Problem „Frauen und Schuhe“ vergleichen und schon Otto Reutter besang 1927 den „Blusenkauf“.
Männer haben aber auch nicht dieses Stauraum-Problem: Bei ihnen wandern Schlüssel, Portemonnaie, Feuerzeug, Handy und Brillenetui direkt in die vorderen oder hinteren Hosentaschen. Das finden sie praktisch, ohne sich groß darum zu scheren, dass sie wahlweise aussehen, wie ein kleiner Junge, der eine Handvoll Murmeln geklaut hat oder der Plumpsack höchstpersönlich. Wenn sich der Menne auf diese Weise wieder einmal zum Löffel macht ist das Stauraum-Problem nicht sein, sondern das der Frau.
Die muss nämlich mit dem Kerl so durch die Fußgängerzone gehen.