Hakan Nesser: „Eine ganz andere Geschichte“ – Barbarotti die Zweite

Einer der bekanntesten schwedischen Krimi-Autoren ist wieder zurück: Hakan Nesser. Nachdem er, wohl zum Leidwesen vieler Fans, den Protagonisten vieler seiner Bücher, Van Veeteren, in den Ruhestand geschickt hat, darf nun sein Nachfolger Kriminalinspektor Barbarotti zum zweiten Mal ran.

Eine ganz andere Geschichte“ fängt für den Leser auch erst einmal ganz anders an, als so manch anderer Krimi. In Tagebucheinträgen erfährt man von einem Sommer, in dem sich 6 schwedische Touristen, zwei Paare und zwei Single-Männer, aus Zufall im Frankreich-Urlaub kennenlernen und so die Zeit miteinander verbringen. Sie trinken, feiern, flirten und am Ende trennt sich die Gruppe wieder. Doch der Tagebuch-Schreiber, einer aus der Gruppe, schildert noch mehr als das Augenscheinliche. Fünf Jahre später fügt er Kommentare dazu, dass er einen nach dem anderen aus der Gruppe töten wird.

Und tatsächlich, in Schweden muss einer nach dem anderen dem Schicksal erliegen. Und jeder Mord wird vorher Inspektor Barbarotti per Brief angekündigt. Der Mörder fordert ihn augenscheinlich heraus. Doch warum gerade ihn? Das macht nicht nur die Polizei ratlos, sondern auch die Medien stürzen sich auf den Fall…

Autor Hakan Nesser versetzt den Leser in eine eigentümliche Lage, denn, im Gegensatz zu Barbarotti und seinen Kollegen, kennen wir das Tagebuch von Anfang an. Wir wissen also irgendwie, was passieren wird. Und gleichzeitig tappt man bis zum Ende ebenso im Dunkeln, denn wir wissen nicht, wer der Tagebuch-Schreiber, also der Mörder, aus der Gruppe ist. Immer, wenn man meint zu glauben, wer er ist, werden alle Hinweise wieder zerschlagen und so ist „Eine ganz andere Geschichte“ ein wirklich spannender Pageturner.

Wir erfahren auch mehr aus dem Leben Barbarottis, der ja gerade eine schwere Zeit hinter sich hatte. Doch es gibt auch eine neue Liebe; Marianne, die er auf Gotland besuchen will, bis ihn der erste Brief des Mörders einholt. Und so haben beide Handlungsstränge eines gemein: Beide erzählen von Urlaubsplänen, die von tragischen und mysteriösen Ereignissen überschattet werden.

Schön ist es auch zu sehen, dass sich Nesser langsam von seinem melancholischen Stil, der langsam Gefahr lief langweilig zu werden, ein wenig freischreibt und auch mal Humor, Ironie und andere Emotionen zulässt.

„Eine ganz andere Geschichte“ ist wirklich ein bisschen anders als seine Vorgänger und damit auch ein spannender und solider Krimi.

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