Unter Groupies kann sich jeder etwas vorstellen, aber oftmals wird ignoriert, dass es sich dabei nicht nur um leicht bekleidete Damen im Backstagebereich handelte, sondern um eine kleine Bewegung, die in den 60er Jahren ihre Anfänge fand.
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Groupies, dass es sie gibt, weiß man spätestens seit den Beatles Videos mit kreischender, weiblicher Verfolgung, im Kultfilm „Almost Famous“ konnte man sich dann ein weiteres Bild machen und den Unterschied zwischen Groupies und Band Aids erfahren (dazu später), aber so wirklich weiß man immer noch nicht, wie es um sie bestellt ist.
Groupies: In den 60ern begann alles mit den Beatles
Es gab sie sicher auch schon zu Zeiten von Mozart und Co, aber erst als der Rock’n Roll die Charts erstürmte, begannen sie sich auch wirklich zu formieren, vorwiegend junge Mädels, die ihren Lieblingsbands anhingen und emotionale als auch körperliche Freuden boten.
In den 60er und 70er Jahren gab es die ersten Rockgötter, Robert Plant, Jimmy Page, Roger Daltrey und natürlich die Beatles, sie alle umgarnt von jungen Frauen. Plant meinte einmal in einem Interview, dass Groupies mehr als nur One Night Stands sind, sondern die Bands tatsächlich auf ihren Touren begleiteten, sich mit ihnen unterhielten und echte Fans der Musik, nicht nur Verehrer ihrer Idole wären. Ähnliches würde später von Penny Lane (Kate Hudson) in „Almost Famous“ geäußert werden (die fiktive Band Stillwater soll angeblich nach Led Zeppelin porträtiert worden sein), wobei sie im Film den Unterschied zwischen Groupies und Band Aids (also „Bandhilfe“) macht. Den Begriff „Band Aid“ soll übrigens Miss Pamel, bzw. das wohl berühmteste Groupie geprägt haben.
Groupies und Band Aids
Unter Groupies gibt es natürlich mehr als nur diese zwei Unterschiede, es gibt beispielsweise auch sogenannte „Road Wives“, Groupies, die einen Musiker wie eine eifersüchtige Freundin vereinnahmen und niemanden heran lassen. Zwar sind die meisten Groupies relativ realistisch, was Heirats-Optionen angeht (gerade damals waren die Musiker oft verheiratet), aber der Traum hängt wohl immer an, sich vielleicht doch einen Rockstar für die Ehe zu angeln.
Andere Groupies waren lockerer, „sammelten“ ihre Affären wie Trophäen, wiederum andere waren gar nicht sexuell aktiv, sondern wollten nur in der Gesellschaft der Musiker sein.
Das gab jedoch nicht ansatzweise so gute Geschichten ab, wie etwa der Shark Incident von Led Zeppelin, weshalb nicht viele von solchen Musen wissen, sondern sich eher an diesen Anekdoten erfreuen.
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Auch wenn ihr Ruf nicht der Beste ist, es gab Groupies, die bei den Musikern nicht nur für ihre körperlichen Vorzüge beliebt waren, sondern durch ihre aufgeschlossene Art und künstlerischen Ambitionen, Pamela de Barres – eines der berühmtesten Groupies – war beispielsweise Mitglied der Groupie Rockgruppe The GTOs (Girls Together Outrageously) und wurde stark von Frank Zappa gefördert, der allgemein großer Groupie Fan war.
Ein weiterer „Förderer“ war Jimi Hendrix, der Cynthia Albritton die Gelegenheit gab, den Anfang einer langen Tradition zu starten: Er stellte sein bestes Stück zur Verfügung, um es in Ton zu verewigen. Mittlerweile gibt es etliche „Plaster Casters“ von Musikern und Kiss haben sogar einen Song zu ihren Ehren dazu geschrieben.
Es gibt viele Groupies, die sogar Freundinnen von Musikern waren, anstelle von Frauen, die mit jedem beliebigen Musiker schliefen, zwar kann sich die Gruppe auch nicht von solchen Individuen frei sprechen, aber viele waren – wenn auch nur für eine Tour – fest mit den Musikern ihres Herzens liiert und so manch ein Groupie heiratete später sogar.
Damals und Heute
Irgendwann in den 80ern schien es für viele „klassische“ Groupies dann so, als hätten die altbekannten Partnerschaften aufgehört, überall gab es nur noch junge Mädels, die One Night Stands hatten und sich sogar mit dem schleimigsten Roadie abfanden, wenn sie nur irgendeinen Kontakt mit der Band haben konnten. Auf Internetseiten wie „Groupiedirt.com“ und einem anscheinend ebenso inaktiven Forum kann man sich außerdem schlüpfrige Geschichten und Einschätzungen der Musiker ansehen.
Denn auch die Musiker mussten sich messen, wer seine Liebhaberinnen schlug oder anderweitig schlecht behandelte, konnte schnell von Groupies abgeschmettert werden, die sich in der „Szene“ auskannten. Und die gab es. Da nicht eine Band ein einziges Groupie mit auf Tour mitnahm, die Frauen auch oftmals eigenständig hinter her reisten, gab es immer wieder Freundschaften untereinander, wenn man sich öfter über den Weg lief. Eifersucht war dabei zwar auch vorprogrammiert, aber zu großen Teilen kamen die Band Aids gut miteinander aus, nicht zuletzt, weil die Musiker Zickenkriege nur ungern sahen.
Die berühmtesten Groupies
Pamela de Barres (Miss Pamela)
Miss Pamela ist die Queen der Groupies und gehört zu den Frauen, die alles für die Musik taten, für sie war die Musikszene, Flower Power und das Tourleben eine Art Freiheit. Dass sie anfangs mit Don Van Vliet anbandelte, der viel mit Frank Zappa zu tun hatte, öffnete ihr viele Türen zu den größten Rockgrößen der damaligen Zeit.
Pamela gründete mit Hilfe von Zappa auch die GTOs und sah sich selbst eher als Muse und nicht als nette Abendunterhaltung. Probleme gab es erst, als die Mädels die strikten Drogenverbote Zappas brachen und Zappa die Band auflöste. Die Groupies gab er jedoch nicht auf.
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Jim Morrisson, ihr großer Traum Mick Jagger, Jimmy Page, Keith Moon, Noel Redding – sie hatte nicht mit allen Sex, aber bandelte mit allen über die Zeit an. Wie sie selbst im Interview sagte, wurde sie niemals zum Sex gedrängt.
Cynthia Plaster Caster
Pamela war es auch, die Cynthia Frank Zappa vorstellte, der alles tat, um die witzige Idee der Plaster Caster zu fördern (Zappa war schon immer offen für absurde Kunst), so wirklich die Runde machte es jedoch nie, nicht zuletzt, weil wohl die Vorstellung, das beste Stück in welcher Form auch immer mit härtenden Substanzen in Verbindung zu bringen, zu gruselig war.
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Connie Hamzy
„Sweet Connie“ war nicht gerade ein beliebtes Groupie, zumindest nicht unter ihren Kolleginnen, da sie tatsächlich zu den Frauen gehörte, die Musiker regelrecht sammelten. Grand Funk Railroad erwähnen sie in „We’re an American Band“. Sie reiste auch weniger mit den Bands, als dass sie jeden mitnahm, der in ihrer Heimatstadt Little Rock vorbei sah.
Bebe Buell
Model und Playmate Bebe ist wohl am Bekanntesten für ihre Affäre mit Aerosmith Sänger Steven Tyler, aus der die wunderbare Schauspielerin Liv Tyler geboren wurde. Buell war außerdem mit David Cassidy, Barry Coswill und leider auch dem leicht angeknacksten Coyote Shivers zusammen, der noch heute Probleme bereitet.
Patti D’Arbanville
Auch romantisch-sensible Folksänger hatten Groupies, so wurde Patti Grundlage gleich zweier Cat Stevens Songs. Patti war nicht nur eine Affäre, sondern eine richtige Beziehung für den damals jungen Musiker, ihre Groupie Phase dürfte sie mit erlebt haben, als sie in den 60ern von Andy Warhol entdeckt und mit blutjungen 16 Jahren für seinen Film „Flesh“ gecastet wurde.
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Männliche Groupies
Merkwürdig scheint es, dass es kaum männliche Groupies gibt, zumindest nicht in der einschlägigen Literatur. Tatsächlich gab es laut Pamela einen Mann namens „Pleather“, einen Groupie, der sich unter anderem an Courtney Love und The Bangles heran machte, aber wirklich viel weiß man nicht über die männliche Seite der Groupieszene, obwohl es auf Groupiedirt auch ein paar Infos zu weiblichen Stars gibt.
Groupies: Viele Klischees, viele Geheimnisse, viele Schatten
Frauenpower kann man es wohl nur bedingt nennen, aber geht man davon aus, dass Sex in den 60er und 70er Jahren sowieso plötzlich nicht mehr die heilige Verbindung zweier Seelenpartner war, sondern als eine schöne Nebensache gesehen wurde, ist es kaum so verwerflich und bemitleidenswert, wie man denken mag und selbst in heutigen Interviews gibt es diverse Ex Groupies, die keine Sekunde bereuen.
Gleichwohl sollte man auch bei Groupies vorsichtig sein, sie bei Klagen wegen Vergewaltigung allzu schnell mit „sie hat es doch gewollt“ abzuspeisen, die meisten Groupies nehmen nicht einfach jeden, genau so, wie man im Club für einen One Night Stand auch nicht jeden Mann ins Bett nehmen würde. Wie viele junge Frauen damals und heute negative Erfahrungen gemacht haben und wegen der Berühmtheit der Täter nichts sagen konnten, liegt in einer Dunkelziffer, die sicher niemals so wirklich aufgedeckt werden kann, denn als Verteidigung solcher Anschuldigungen wird oftmals das Argument genommen, die Frauen wollten nur etwas Geld abbekommen und wären im schlimmstenfall nur enttäuscht, dass sie nicht mehr als ein One Night Stand wären.
Es muss eine verrückte Zeit gewesen sein, als Groupies mit den Bands reisten und Inspiration, Unterhaltung und Bettfreuden für die Musiker waren, ob es wirklich glamurös war, ob es wirklich so lasterhaft war – es gibt genügend Damen, die darüber geschrieben haben.