Jaja, die Erfolgswelle kann einen manchmal schon unter Druck setzen. Da verkauft man zum Beispiel massig Bücher, die den Lesern nichts Neues verraten, sondern einfach nur, weil die PR gut ist. Und gute PR hat das Management von Eckart von Hirschhausen allemal geleistet. Der Medizin-Kabarettist schwimmt momentan ganz oben auf dieser Welle und macht natürlich alles mit, was dazu gehört.
Seine neuestes Buch „Glück kommt selten allein…“ unterscheidet sich im Allgemeinen nicht groß von seinem ersten Bestseller „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“. Hirschhausen auf der Bühne ist lustig und unterhaltsam. Das kann man nicht bestreiten. Nur von Büchern sollte er in meinen Augen einfach die Finger lassen, denn die sind im Prinzip mehr Schein als Sein, eben das, was gute PR ausmacht. Doch hat Hirschhausen das wirklich nötig?
Sein Werk dreht sich diesmal um das Glück, aber will kein Ratgeber sein, denn „Ratschläge sind ja auch Schläge“. In diesem Spaßsegment plätschert das Buch dann auch so vor sich hin. Sätze wie „Die Digitalfotografie hat viel Positives, gerade weil sie ohne Negative auskommt.“ prägen den Humor von „Das Glück kommt selten allein…“ und bieten so seinem Leser nichts wirklich Neues. Man hat eher den Eindruck, dass hier alte Witzbücher mit medizinischen Schinken gekreuzt wurden.
Das Vorwort kommt gleich doppelt daher: einmal für Optimisten und einmal für Pessimisten. In letzterem weist er erst einmal seine Kritiker zurecht, getreu nach dem Motto, wem das Buch nicht gefällt, der ist einfach schlecht drauf und macht immer gleich alles mies… Kritik ausgemerzt. Und die Verkaufszahlen steigen und steigen, denn von Hirschhausen betont auch noch extra, dass es sich hierbei nicht um anspruchsvolle Literatur handelt. Jo…
In sechs weiteren Kapiteln kalauert sich der Herr Doktor durch das Buch, das eher wie ein Sammelsurium von Statistiken, Anekdoten, Ulkereien und lustigen Bildern daherkommt. Von diesem Punkt her ist es wirklich kein Ratgeber. Doch warum ein medizinisch-satirisches Buch zum Thema Glück schreiben, wenn man weder die Ratgeber oder die Medizin an sich auf den Arm nimmt, noch jemandem Tipps geben möchte?
Doch das tut Autor Eckart von Hirschhausen sehr wohl. Wie werden wir denn nun glücklich? Auf seine Antworten wären wir nie im Leben gekommen: frische Luft und Bewegung ist gut, Freunde sind wichtig, Genuss in Maßen ist toll und das Fernsehen sollte man abschaffen, was im Hinblick, dass er ein TV-Doktor ist, eine der wenigen wirklich ironischen und lustigen Aussagen ist.
Ja, vor dem Lesen ist nach dem Lesen. Durch dieses Buch wird sicherlich niemand seine Lebenseinstellung ändern, doch das sollen wir ja auch noch. Oder doch? Diese Frage hat uns die PR leider nicht beantwortet.
Nett sind allerdings zum Teil die kleinen Gimmicks im Buch: da gibt es eine dunkle Seite zum Rausreißen oder einen Mundwinkelmesser, das Hedonimeter. Wie gesagt, ganz nett, doch auch hier greift natürlich schon wieder das Marketing: Postkarten zum Verschicken, die gaaar nicht als Werbung dienen sollen, oder auch Aufkleber mit gaaanz lustigen Zitaten aus dem Buch.
Ja, damit wären wir so schlau wie vorher und auch nicht wirklich amüsiert. Zum Durchblättern ist „Glück kommt selten allein…“ ganz unterhaltsam, aber zum Kaufen eigentlich echt zu schade. Dann doch lieber von Hirschhausen live sehen…
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