Gibt es das „glückliche“ Frühstücks-Ei?
Die erschreckenden Bilder von in engen Drahtverschlägen massenhaft gehaltenen Hennen sind bei den Verbrauchern nicht ohne Wirkung geblieben: Seit Jahren wächst der Anteil an sogenannten „Bio-Eiern“ kontinuierlich an.
Doch abgesehen davon, dass ein Ei an sich nun mal nicht glücklich sein kann, hat sich das Bio- oder Freilandhaltungs-Ei zu einem festen Markenbegriff im Bio-Lebensmittelbereich entwickelt. Viel dazu beigetragen hat auch die Stempelkennzeichung eines jeden einzelnen Eies.
Ein solcher Eier-Code sieht wie folgt aus: 0 – DE – 111222333. Die erste Stelle gibt dabei für den Verbraucher, der sich für die Aspekte von Tierhaltung und -schutz interessiert, die Haltungsform an. Faustregel: Je niedriger die Zahl, desto tiergerechter, denn „0“ steht für ökologische Haltung, „1“ für Freilandhaltung, „2“ für Bodenhaltung und die „3“ steht mit der Käfighaltung für die zwar zugelassene industrielle, aber nicht tiergerechte Haltung. Der Buchstabencode gibt dann das erkunftskland an, die Ziffernfolge danach steht eindeutig für einen Haltungsbetrieb, so dass man die Herkunft jedes Eies nachverfolgen kann.
Da insbesondere die „Bodenhaltung“ in der Vergangenheit als Marketingbegriff für Umut gesorgt hatte, weil sie für viele Verbraucher viel positiver klang oder vermarktet wurde, als es in der Realität der Fall war, sollte man sich einmal kurz mit den Haltungsbedingungen vertraut machen.
- Käfighaltung: Pro Tier sind noch bis Ende des Jahre 550 cm² zugelassen, das entspricht nur zwei Drittel eines Din-A4-Blattes. Die Tiere werden – wegen dem Lärm, dem Geruch und der Ansteckungsgefahr – in meist fensterlosen Ställen gehalten und sind nicht in der Lage, arttypisches Verhalten zu zeigen. Fütterung, Säuberung und Eiersammlung sind automatisiert, die Intensivhaltung funktioniert mit Hilfe von Medikamentengabe und belastet die Umwelt stark. Ab Ende 2008 sind dann pro Tier 750 cm² in ausgestalteten Käfigen erlaubt – keine wirkliche Verbesserung!
- Bodenhaltung: Sieben Tiere teilen sich hier einen Quadratmeter Bodenfläche, sie können sich bewegen und da mindestens ein Drittel der Bodenfläche auch mit loser Einstreu bedeckt sein muss, bietet sich auch Raum für normales Verhalten wie scharren, flattern und laufen. Auch wenn der Begriff zuerst gut klingt, hat er schon für zahlreiche Diskussionen gesorgt, denn ein Auslauf ins Freie ist nicht notwendig, durch die dichte Haltung und den Kontakt mit dem Kot sind auch hier noch viele Medikamente notwendig.
- Freilandhaltung: Hier gelten zwar für den Stall die gleichen Vorschriften wie bei der Bodenhaltung, jedoch hat jedes Huhn Anspruch auf zusätzlich zehn Quadratmeter Freigelände, das begrünt sein muss und durch Hecken Bäume und ähnliches dem natürlichen Schutzbedürfnis der Tiere nachkommt. Die Hühner müssen ungehinderten Zugang zum Freigelände haben, sie können ihre normalen Verhaltensweisen ausleben und sind dadurch und durch ne Einfluss des Wetters viel robuster und unempfindlicher gegen Stress und Krankheiten.
- Bio-Eier: Sie stammen aus der Freilandhaltung, wobei die Hennen auch im Stall mehr Platz haben, zudem darf nur ökologisch erzeugtes Futter verfüttert werden, bei vielen Erzeugerverbänden ist zudem vorgeschrieben, dass mindestens die Hälfte des Futter auch im Haltungsbetrieb selbst erzeugt werden muss. Staubbaden, Tageslicht, Nachtruhe, die Beschränkung auf maximal 3.000 Tiere pro Betrieb sowie ein Verbot des sonst üblichen Schnabelkürzens bewirken, das es sich dabei um die tierfreundlichste Haltungsart handelt.
Wer sich einmal die geschilderten Bedingungen vor Augen führt, wird schnell merken, dass an sich nur die beiden letzten Formen den Hennen ein Leben unter nahezu normalen Bedingungen ermöglichen. Und schnell wird klar, warum Eier entweder tiergerecht oder billig sein können. Daher entscheiden sich immer mehr Verbraucher bewusst für die teureren, aber auch qualitativ besseren Freilandhaltungseier. Selbst die Lebensmitteldiscounter führen mittlerweile Freilandhaltungseier im Sortiment und Dank der Stempelung ist es für jeden Verbraucher einfach, zwischen Werbeaufdruck und wirklicher Herkunft zu unterscheiden.