Der Konflikt zwischen dem US-Versandhaus Amazon und der deutschen Gewerkschaft Ver.di spaltet die Belegschaft. Während Ver.di-Chef Frank Bsirske Tarifgerechtigkeit verlangt, will Amazon-Chef Jeff Bezos am amerikanischen Grundsatz „Mein Unternehmen – hier entscheide ich.“ festhalten. Bei diesem ungewöhnlichen Arbeitskampf richten sich mit einem Aufruf bereits über 1000 Amazon-Mitarbeiter der Verteilerzentralen Bad Hersfeld und Leipzig gegen die Gewerkschaft.
Mitarbeiter von Amazon greifen Aktionen der Gewerkschaft an
Experten, die den Konflikt zwischen Ver.di und Amazon beobachten, sind der Meinung, dass hier zwei unterschiedliche Welten aufeinander stoßen. Die Gewerkschaft fordert nach deutschen Vorstellungen einen gerechten Tariflohn, wie ihn deutsche Versandhändler zahlen. Amazon will indessen seinen Mitarbeitern weiter den geringeren Logistik-Tariflohn zahlen und lehnt eine Tarifbindung, wie es in Deutschland üblich ist, strickt ab. Mehr als 1000 Mitarbeiter fürchten durch das Auftreten der Gewerkschaft jedoch den Verlust ihrer Arbeitsplätze und starteten einen Aufruf gegen die noch geplanten Streiks von Ver.di. Sie würden gern bei Amazon arbeiten und möchten nicht tatenlos zusehen, wie ihr Arbeitgeber öffentlich an den Pranger gestellt wird und damit ihre Arbeitsplätze gefährdet werden.
Ver.di fordert eine Bezahlung nach dem Tarif für Einzelhandel
Entgegen den Befürchtungen dieser Mitarbeiter will die Gewerkschaft Ver.di jedoch weiter an ihren Forderungen festhalten und plant weitere Streiks. Geplant sind wirksame Streiks, die auch auf weitere Standorte ausgeweitet werden. Denn angeblich soll es Hinweise geben, dass der Aufruf und die damit verbundene Unterschriftensammlung unter der Aufsicht von Vorgesetzten des Managements stattgefunden haben soll. Damit will Ver.di erreichen, dass Amazon-Mitarbeiter nach dem Tarif für Einzelhandel, statt dem Logistik-Tarif bezahlt werden. Teilweise fallen diese Forderungen auch bei Mitarbeitern, die kritisch gegenüber der Gewerkschaft sind, auf fruchtbaren Boden. Doch Kritik wegen schlechteren Arbeitsbedingungen können sie nicht teilen. Besonders für Arbeitnehmer mit Kindern gäbe es viele Vereinbarungen, die zu Gunsten der Mitarbeiter ausfallen.
Zugeständnisse an Mitarbeiter sind nur eine Taktik des amerikanischen Versandhändlers
Ver.di bleibt jedoch skeptisch und ist der Meinung, dass Zugeständnisse an die Arbeitnehmer von Amazon eine gezielte Taktik des Unternehmens sei. Amazon will damit nur verbindlichen Lösungen aus dem Weg gehen. Bsirske unterstreicht seinen Standpunkt für eine gerechte Lohnzahlung auch bei Amazon in einem Gewerkschafts-Video.
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