Ein Buch der etwas anderen Art präsentiert uns der Autor Andrew Davidson mit seinem furiosen Debüt „Gargoyle“. Geschickt verbindet er Fantasy, historischen Roman, Liebesgeschichte und Mystery zu etwas Neuem, das teils tief unter die Haut geht.
Er ist ein typisches, überzogenes Abbild unserer Zeit: Pornodarsteller und- produzent, liebt die Drogen und den Alkohol, ist zynisch, egozentrisch, verachtet Gefühle und sieht Frauen nur als Mittel zum Zweck. Eines Tages sitzt er im Auto und hat eine plötzliche Vision: ein Pfeilhagel bricht auf ihn herein. Er weicht aus, stürzt über die Klippe und der Wagen fängt Feuer. Der Ich-Erzähler wacht mit den schwersten Verbrennungen im Krankenhaus wieder auf. Er hat sein größtes Kapital verloren: sein Aussehen und auch sein bestes Stück haben sich sprichwörtlich in Rauch aufgelöst. Sein Leben ist dahin und er denkt nur noch darüber nach wie er sich nach der Entlassung das Leben nehmen kann.
Doch so ein Aufenthalt im Krankenhaus kann länger dauern als einem lieb ist. Vor allem, wenn man ganz allein ist, denn keine einzige Person aus seinem „alten“ Leben hält es für nötig ihn zu besuchen. Doch da taucht die mysteriöse Marianne Engel an seinem Krankenbett auf. Sie wird im selben Krankenhaus psychisch behandelt und erzählt ihm, dass sie vor über 700 Jahren im Mittelalter Liebende gewesen seien, sie Nonne, er ein Söldner. Zudem sei es im Laufe der Zeit schon das dritte Mal, dass er so verbrannt sei.
Er glaubt ihr natürlich kein Wort, doch ihre Geschichten faszinieren ihn und vertreiben ihm die Zeit. Jeden Tag kommt sie nun und erzählt ihm aus der Vergangenheit, aus einem früheren Leben. Und siehe da, der Zyniker lernt langsam zu fühlen, ja, zu lieben. Nach seiner Entlassung zieht er sogar bei Marianne ein, doch dann kommt die tragische Wendung: Sie ist Bildhauerin und erschafft wie im Wahn Skulpturen von Gargoyles um sie zu befreien…
Am Anfang fragt man sich noch, genauso wie der Ich-Erzähler, ob Marianne einfach nur psychisch gestört ist. Und auch der Protagonist selbst kann alles nur einem gepflegten Drogenrausch zu verdanken haben. Doch irgendwann sind einem diese Überlegungen egal, so faszinierend, schön und eindrücklich ist die Welt, die Marianne erschafft. Und man wünscht sich, dass sie gar nicht mehr aufhören möchte zu erzählen. Dieser Welt gegenüber steht die harte Realität des Zynikers, der eine furchtbare Behandlung nach der nächsten über sich ergehen lassen muss. So ist man bei „Gargoyle“ extrem stark emotional involviert und nachhaltig beeindruckt.
Die Liebesgeschichte und auch der Schreibstil erreicht zum Glück nur sehr selten den Grenzbereich des Kitsches, so dass man auch diese mehr auf einer tiefgründigeren Ebene empfindet. Ebenso können die historischen Parts überzeugen. Man ist tief zwischen den Welten und den menschlichen Emotionen gefangen und kann das Buch irgendwann einfach nicht mehr weglegen.
Ein ganz besonderes Buch, das man wohl entweder lieben oder hassen wird, da es einen in Mark und Bein erschüttern und mitreißen kann.
Hier gehts zur offiziellen Seite…
Werbung