Mit einem Freud’schen Versprecher sind unterbewusste Impulse gemeint, die uns dazu bringen, uns zu versprechen, bzw. etwas so zu sagen, wie wir es insgeheim meinen, aber so nicht direkt sagen wollten. Aber gibt es dieses Phänomen wirklich oder ist es arg überzogen?
[youtube Hpu_iEsISuI]Freud selbst nannte diese Art von Versprecher niemals selbst „Freud’sche Versprecher“, allerdings waren ihm nach viele anscheinend unbeabsichtigten Reaktionen tatsächlich vom Unterbewusstsein gesteuert und konnten daher für wahrer befunden werden, als die ursprünglich geplanten Reaktionen.
Der Freud’sche Versprecher offenbart die eigentliche Meinung
Klar formuliert heißt das; wenn man „Busen“ anstelle von „Duden“ sagt, dann hat man gerade an „Busen“ gedacht. So lustig das Beispiel ist, wenn plötzlich aus „Obama“ „Osama“ wird, kann man diese Versprecher natürlich auch etwas kritischer sehen, da sie – nach Freud – die offensichtliche Intention und Einstellung des Sprechers klar machen.
Heutzutage wird Freud vor allem mit dieser Meinung eher kritisch von Psychologen betrachtet, nicht zuletzt, weil viele seiner Theorien auf eigene Erfahrungen und Anekdoten, aber nicht auf überspannende Studien aufbauten und daher aus heutiger wissenschaftlicher Sicht kaum Gewicht hätten.
Gewohnheit und Ablenkung führen zu Verwirrungen
Was Freud immer wieder zähneknirschend zugab, aber nie gewichtete, waren andere – oftmals viel einleuchtendere – Faktoren, die einfach mit Sprachirrungen, grammatikalischen Missverständnissen und mangelnder Aufmerksamkeit zu tun hatten.
Kognition hat dabei für ihn selten eine Rolle gespielt, obwohl gerade diese viel wichtiger bei einem Versprecher und auch bei einem „Verhörer“ ist.
Denn, was ich häufig ausspreche und verwende, wird mir leichter von der Zunge gehen, als etwas, was ich eher selten wenn überhaupt ausspreche. Gerade im Fall von Osama/Obama mag dies – abgesehen von den gewollten Versprechern – daher vielmehr daran gelegen haben, dass die Sprecher in den Monaten vor Obamas Wahlkampf viel häufiger über Osama bin Laden geredet hatten, kurz vor Osamas Tod (wo die Versprecher sich wiederum häuften) viel häufiger von Obama geredet hatten, da er als Präsident der vereinigten Staaten öfter in den Schlagzeilen stand.
James Reason, Professor an der University of Manchester ging stark davon aus, dass Gewohnheit viel öfter zu Freud’schen Versprechern führte, als unterbewusstes Verlangen, Emotionen, etc.
Natürlich sollte man nicht außen vor lassen, dass es immer mal wieder passieren kann, dass man jemanden attraktiv findet und dann dessen Namen beim Sex anstelle des Partnernamens nennt, aber in dubio pro reo (im Zweifel für den Angeklagten), es schadet nicht, wenn man sich immer bewusst ist, dass jeder Versprecher mehr als nur Freud’sche Gründe haben könnte.