Bevor die Frauenquote eingeführt wurde, galten kleine und mittlere Unternehmen den großen Konzernen als Vorbild. Sie hatten ohne gesetzliche Vorgaben einen vergleichsweise hohen Anteil an weiblichen Führungskräften. Wie aktuelle Untersuchungen zeigen, konnten deutsche Mittelständler diesbezüglich jedoch keinen weiteren Zuwachs verzeichnen. Dagegen zeigt sich die Bundesregierung zufrieden mit der ersten Bilanz nach der Einführung der Frauenquote.
Positive Zwischenbilanz des Bundeskabinetts
Seit Anfang 2016 sind große Unternehmen und der öffentliche Dienst dazu verpflichtet, schrittweise die Frauenquote zu erfüllen. Das Ziel lautet: 30 Prozent aller Aufsichtsratsposten in börsennotierten Konzernen und voll mitbestimmten Unternehmen sollen von Frauen besetzt sein. Alle anderen Unternehmen sind gesetzlich dazu verpflichtet, sich selbst Zielgrößen für Frauenanteile in Führungsebenen, Aufsichtsräten und Vorständen zu wählen. 70 Prozent der Unternehmen haben sich laut Bundesregierung dafür ambitionierte Ziele gesteckt. Das Kabinett zieht deshalb eine positive Zwischenbilanz für die Frauenquote und den Beginn des Kulturwandels in Unternehmen.
Je kleiner die Unternehmen, desto größer der Frauenanteil
Kleinere Unternehmen und Mittelständler galten lange Zeit als Vorreiter: Waren Anfang der 2000er rund 15 Prozent der mittelständischen Unternehmen in weiblicher Hand, stieg dieser Anteil bis 2015 teilweise auf knapp 20 Prozent. Insbesondere in Familienunternehmen wie dem Fleischwarenhersteller Schwarz Cranz können sich weibliche Chefs behaupten.
Wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die KfW, nun analysiert hat, stagniert der Anteil der Frauen in Führungspositionen mittelständischer Unternehmen mittlerweile bei 18 Prozent. Laut der Studie wird die Frauenquote auch in den nächsten Jahren nicht weiter steigen. Als einen Grund nennen die Autoren den geringeren Anteil an Selbstständigen: 2015 machten sich 270.000 Frauen selbstständig. 2014 waren es noch 17 Prozent mehr. Gut ausgebildete Frauen würden als Chefinnen dringend gebraucht, so KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. „Der Mittelstand muss weiblicher werden“, zitiert sueddeutsche.de Zeuner.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (E&Y). Demnach wird ein Fünftel des deutschen Mittelstands von Frauen bestimmt. Unterschiede werden deutlich, wenn man sich die Unternehmensumsätze genauer anschaut: Bei Unternehmen mit bis zu 30 Millionen Euro Umsatz, liegt der Frauenanteil bei 20 Prozent. Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Euro Umsatz verzeichnen eine Frauenquote von 14 Prozent.
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