DAS Kultbuch von Hunter S. Thompson ist wohl „Fear and Loathing in Las Vegas“ („Angst und Schrecken in Las Vegas“). Und wohl die meisten kennen auch den gleichnamigen, kongenialen Film von Terry Gilliam (Ex-Monty-Python) mit Johnny Depp und Benicio del Toro, beide enge Freunde von Thompson, in den Hauptrollen. Doch, wer dieses Buch als einen reinen Drogentrip betrachtet, hat Hunter S. Thompson nicht verstanden…
[youtube Zm7r491n-8o]Raoul Duke (Alter Ego von Thompson selbst) ist Sportjournalist und fährt zusammen mit seinem Anwalt Dr. Gonzo zu einer Berichterstattung des Off-Road-Rennens Mint400 in der Wüste von Las Vegas. Doch die Arbeit steht für die beiden nicht wirklich im Vordergrund. Mit einem guten Reiseproviant an Drogen und Alkohol ausgestattet stürzen sie sich in einen verrückten Trip, der für Duke zu einer reinen Hölle aus Fantasie und Paranoia werden wird.
Ständig fühlt er sich verfolgt und der Leser wird häufig Zeuge von Szenen, die nicht passieren oder Dialogen, die gar nicht stattgefunden haben…
Auf den ersten Blick witzig und unterhaltsam. Schaut man aber näher hin, erkennt man die vielen kritische Anspielungen auf das Amerika der 1960er und 70er Jahre. Thompson rechnet gnadenlos mit dem amerikanischen Traum und dessen Trugschluss ab. Er beschreibt eine Welt voller Verschwenungssucht, Hochmut, Zynismus, Gier und Narzißmus. Diese Welt kann er nur im Drogenrausch ertragen, und im Rausch und seinen eigenen Exzessen ist er aber schon wieder ein Teil, von dem, was er zutiefst ablehnt und hasst. Ein Teufelskreis…
Hunter S. Thompson, der Erfinder des sogenannten Gonzo-Journalismus. Etwas, was heute wieder herausgekramt werden sollte. Denn wie damals sind wir wieder in einer Zeit der journalistischen Hochnäsigkeit und Falschheit angelangt. Dem nüchternen Stil setzt Thompson eine Berichterstattung zwischen Literatur und Journalismus entgegen. Fiktion und Fakten verschwimmen und man begreift doch worum es geht. Kritik ist deutlich erkennbar, wahrscheinlich in den fiktiven Teilen noch mehr als in faktentreuen Berichterstattungen.
„Fear and Loathing in La Vegas“ ist ein gutes Buch um in den Kosmus eines Hunter S. Thompson einzusteigen. Dann kann man tiefer in die Welt des Gonzo eintauchen. Seine politischen Berichte sind genial und alles andere als langweilig. (Näheres zu den „Gonzo-Papieren“ demnächst)
Hunter S. Thompson hat das Erbe der Beat Generation weitergetragen und auf eine neue Stufe gesetzt. Und genau so etwas fehlt uns seit den 1980er Jahren…
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