„Es war nicht Kolumbus“ von Tony Horwitz – Der Mythos von der Entdeckung Amerikas wird zerlegt

Momentan sind ja alle Augen nach Amerika gerichtet, denn Barack Obama hat gestern sein Amt als 44. Präsident der USA angetreten. Bei den gestrigen Feierlichkeiten kam natürlich auch eins nicht zu kurz: der Nationalstolz. Etliche Male wurde der Mythos von der glorreichen Besiedlung des Landes heraufbeschworen. Ein Buch zeigt nun, dass genau dieser Mythos extrem lückenhaft ist.

Als der Journalist Tony Horwitz eine Reise nach New England machte um den berühmten Felsen in Plymouth zu bestaunen, an dem 1620 die Pilgerväter in der neuen Welt landeten, war er maßlos enttäuscht, denn der Felsen sah mehr aus wie eine „versteinerte Kartoffel“. Der Mythos begann in seinem Kopf zu schrumpfen und er fragte sich, was eigentlich vor Kolumbus und zwischen den Jahren 1492 und 1620 passiert war. So machte er sich auf diverse Recherche-Reisen und fand Erstaunliches heraus. Die Ergebnisse hat er nun in seinem Buch „Es war nicht Kolumbus“ veröffentlicht.

In angenehmem und unterhaltsamem Stil nimmt er uns auf die Spuren der wahren Geschichte um die  Entdeckung Amerikas mit.

Horwitz erstes Anlaufziel ist Neufundland, wo um 1000 n. Chr. die Wikinger unter der Führung von Erik dem Roten einen ersten Siedlungsversuch unternahmen. Weiter lernen wir, dass die Spanier schon lange vor den Pilgern weite Exkursionen nach Nordamerika machten. Wir lernen die Entdeckungsreisen der Konquistadoren Cabeza de Vaca, Francisco Vásquez de Coronado und Hernando de Soto kennen, die sich als erste Europäer bis zu den Great Plains wagten. Horwitz hat, um sich diese abenteuerlichen Strapazen besser vorstellen zu können, manche der Erkundungstouren selbst nachgemacht und zieht den Hut vor diesen wagemutigen Männern.

Die Spanier setzten sich bei der Entdeckung der Neuen Welt eindeutig gegen die Wikinger durch, denn ihre Goldgier trieb sie zum Äußersten. Der Autor erzählt von den Mätzeleien an den indianischen Ureinwohnern.

Und auch französische Hugenotten hatte lange vor den Pilgrims Siedlungsversuche an der Ostküste unternommen. Besonders dieser Punkt wird für viele Amerikaner schwer zu verkraften sein… 😉 Auch erinnert er daran, dass Kolumbus bei seiner Expedition nicht alleine war.

Tony Horwitz zerlegt auf humorvolle Art den Gründungsmythos der USA. Gut recherchiert und dabei nie langweilig oder trocken erzählt nimmt er uns mit auf ein geschichtliches Road-Movie, das selbst Kennern neue Einblicke und Fakten bieten wird.

Es wurde auch langsam Zeit, dass die vielen anderen Entdecker ihren verdienten Platz in der Geschichte bekommen.

Tony Horwitz‘ englischsprachige Seite zum Buch ist darüberhinaus sehr empfehlenswert…

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