Vor einigen Jahren wurde noch von der großen Entdeckung geredet. Passend zum wachsenden öffentlichen Umweltbewusstsein und den beschworenen Schreckensbildern von zügig schmelzenden Polkappen erschien Biokraftstoff als sauberer Ausweg aus dem CO-2-Desaster.
Biokraftstoff sollte zum einen neue Alternativen zum schwindenen Öl als Treibstoffressource bieten, zum anderen hat Biodiesel eine bessere CO2-Bilanz in der Verbrennung als herkömmliche Kraftstoffe. Damit wäre der Nachschub an Kraftstoffen für das neue Jahrtausend gesichert gewesen und die Umwel wäre spürbar weniger belastet. So die offizielle Vision / Version der Verantwortlichen, als der Biokraftstoff zur Jahrtausendwende massiv gehyped und beworben wurde.
Die Realität zeigt auf tragische Weise, dass sich die Dinge in die völlig falsche Richtung entwickelt haben. Biokraftstoffe sind, vor allem in den USA und Mexiko, für die zunehmende Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen für Kraftstofferzeugnisse verantwortlich. Das bedeutet, wo früher eine Ressource für Brot produziert wurde, wird heute der Grundstoff für Biokraftstoff hergestellt. Dieser Umstand hat global gesehen massive Auswirkungen: In den letzten drei Jahren sind nach Angaben der Weltbank die Lebensmittelpreise um 83 Prozent gestiegen. Das liegt nicht nur am Biotreibstoff, dieser ist aber ein wichtiger Faktor in der Inflation der Preise für Grundnahrungsmittel. Als Reaktion darauf sind 33 Länder von Unruhen bedroht, in Haiti wurde sogar die Regierung gestürzt, weil hungrige Menschen rebellierten. So hat das Bemühen der westlichen Welt um Biotreibstoff den ärmeren Teil der Welt noch mehr als vorher in den Hunger getrieben.
Ich habe einen sehr interessanten Kommentar gelesen, in dem die These aufgestellt wird, zumindest in der USA sei dieser Markteffekt beabsichtigt gewesen. Die Regierenden hätten nur nicht mit einer derart globalen Reaktion gerechnet, sondern wollten durch die Konzentration auf Bio-Ethanol-Produktion die Getreidepreise nach oben treiben.
Der sogenannte Bio-Kraftstoff tut jedenfalls nichts anderes, als gegen eine wichtige Grundregel der „Bio“-Bewegung zu verstoßen: Die Nachhaltigkeit ist in einem noch nie dagewesenen Maße nicht gegeben. Wir schädigen durch die Konzentration auf das „Bio“-Produkt Autotreibstoff nur diesmal nicht die Natur, sondern in erster Linie uns selbst.