Wer den Film „From Hell“ mit Johnny Depp mochte oder sich für den Fall von Jack the Ripper interessiert, wird dieses Buch garantiert lieben. „Die Totensammler“ von James McGee trägt genau diese Atmosphäre in unsere Köpfe. Das düstere London anfang des 19. Jahrhunderts, ein psychopathischer Mörder und ein Rechtssystem, das gerade in den Kinderschuhen steckt.
Im Jahr 1811 ist London erst auf dem Weg in ein neues Zeitalter. Das Straßensystem ist noch aus dem Mittelalter, Verbrechen mehren sich hier und da, das gesetz der Straße regiert und irre, kranke und Außenseiter werden in Ghettos zusammengepfercht. Um diesen schlechten Verhältnissen entgegen zu wirken, werden sogenannte „Bow Street Runners“ eingesetzt, die ersten Straßenpolizisten in der Londoner Geschichte.
Einer von ihnen ist der ehemnalige Soldat und Sonderermittler Matthew Hawkwood. Auf dem alten Friedhof Cripplegate wurde die Leiche des Fleischträgers Edward Doyle grausam zugerichtet gefunden und Hawkwood soll ermitteln. Doyle gehörte zu den Menschen, die sich ihren Lebensunterhalt entgegen der Gesetze damit verdienen, möglichst frische Leichen aus den Gräbern zu stehlen um diese dann für gutes Geld heimlich an Ärzte zu verkaufen, die an ihnen üben und forschen wollen. Dieser „Beruf“ war aufgrund der damalige Lebensumstände nichts besonderes.
Zur gleichen Zeit gelingt einem Insassen eines alten Irrenhauses die Flucht, nicht bevor er einem Besucher noch das Gesicht gehäutet hat. Colonel Titus Hyde war Feldchirurg zur Zeit der napoleonischen Kriege und fiel damals schon auf, dass er seine Studien gerne an französischen Kriegsgefangenen ausprobierte. Nun ist Hyde also frei und sucht in den Straßen Londons nach opfern für ein neues brutales und grotekes „Experiment“. Und der Mann ist hochintelligent…
Und eine Bande von skrupellosen Leichenträgern soll ihm dabei helfen. Diese waren anscheinend auch an dem Mord an Doyle schuldig und so wird Hawkwood nicht nur in die Ermittlungen in Sachen Hyde hineingezogen, sondern auch zu seiner Zielscheibe…
„Die Totensammler“ ist der zweite Band in der Serie um Matthew Hawkwood und noch weitere sollen folgen. Wie gesagt, ist das Buch nichts für Zartbesaitete und der Autor übertreibt manchmal zugunsten der Unterhaltung gewaltig. Die Charaktere sind böse, sehr böse… Nicht selten gehört dies aber auch zu dem britischen Humor, den McGee trotz allem an einigen Stellen mit einflicht. Zudem erfährt man noch einiges über die Anfänge der Medizin und des Polizeiwesens, wobei Realitätsnähe nicht immer ganz gegeben ist, was dann aber im Anhang zurecht gerückt wird.
Alles in allem fast schon ein echter Pageturner. Der flüssige Stil macht es zu einem Lesevergnügen und die Stimmung, von der so manch andere Thriller-Autoren sich noch eine Scheibe abschneiden könnten, lässt einen erschaudern und tief in den Nebel Londons eintauchen.
Werbung
Mario
2. August 2008 at 11:26
Vielen Dank, klingt sehr interessant und das Buch landet jetzt direkt auf meinem Einkaufszettel!