Denkt man an Öko oder Bio fallen einem ja irgendwie immer erst einmal die 68er und die Grünen-Bewegung der 70er Jahre ein. Dabei liegt die Idee schon viel länger zurück.
Die Ursprünge der Öko-Idee liegen in der Lebensreformbewegung. Sie hat schon vor 100 Jahren hervorgebracht, was man heute unter Naturkost versteht. Initiatoren waren vor allem Lebensmittelverarbeiter – aus den USA, die sich mit dem Angebot von „Gesundkost“ neue Geschäftsfelder erschließen wollten. Der bekannteste unter ihnen war Dr. John Harvey Kellogg, der Erfinder der Kelloggs Cornflakes. Ob diese nun heute noch etwas vom Öko-Gedanken mit sich tragen, sei mal dahin gestellt…
In Deutschland waren es unter anderen Otto Steinmetz und Joseph Hipp, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts erste Patente zur gesundheitlich vollkommenen Herstellung von Brot und Zwieback anmeldeten. 1900 wurde dann auch der erste Laden mit „Bio“-Lebensmitteln eröffnet: das Reformhaus „Jungbrunnen“ in Wuppertal. Mit der heutigen Bio-Branche hat das natürlich nicht viel zu tun. Aber in der Lebensreformbewegung lagen die Anfänge des Bio-Anbaus. Die Ideen am Anfang des 20. Jahrhunderts drehten sich um Themen wie: natürliches Leben, Landwirtschaft im Einklang mit der Natur, Vegetarismus und Autarkie sowie die Herstellung von gesunden naturnahen Lebensmitteln – was sicherlich eine Reaktion auf die sich immer mehr beschleunigende Industrialisierung war.
1924 wurde dann der Begriff „Biologische Landwirtschaft“ ins Leben gerufen, und zwar von Rudolf Steiner, der Vorlesungen zur biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise anbot und sich mit dem Thema „Anthroposophie“ auseinandersetzte. Sie erhebt den Anspruch, nicht allein die materiellen Substanzen und die physischen Abläufe der Natur, sondern auch übersinnliche, kosmische Kräfte als Gestaltungsfaktoren im Blick zu haben. Die Förderung eines gesunden Zusammenspiels von Menschen, Tieren und Pflanzen sowie Erde und Kosmos, kurz: der ganzen Umwelt, steht im Mittelpunkt. Die Erzeugung gesunder Nahrungsmittel ist dabei nicht erstes Ziel, sondern Konsequenz.
Aus diesen Überlegungen entstanden erste praktische Anwendungen in der „Verwertungsgenossenschaft für Produkte der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsmethode“, woraus 1928 das geschützte Kennzeichen „Demeter“ hervorging. Demeter hat sich mittlerweile zu einen weltweiten Verband von landwirtschaftlichen Erzeugern entwickelt und ist bis heute nicht nur der älteste, sondern auch der einzige Anbauverband der ökologischen Landwirtschaft, der auf die Prinzipien von Rudolf Steiner zurückgeht. Seine Kriterien sind deswegen auch viel strenger als die des Bio-Siegels. Andere Methoden und Verbände folgten, grundlegend war aber auch für sie die Idee von Rudolf Steiner, jeden landwirtschaftlichen Betrieb als Individualität und Organismus zu betrachten.
Fazit: Lebensreformbewegung und Anthroposophie mögen ja irgendwie esoterisch daher kommen, aber besagtes Zusammenspiel von Natur, Mensch und Tier, Erde und Kosmos wünscht man sich doch auch in klimageschädigten Zeiten wieder. Und der Erfolg von Demeter scheint auch für sich zu sprechen…