So gut wie ein Hund wird ein Mensch vermutlich nie riechen können. Dennoch: Der Geruchssinn hilft uns beispielsweise, Essbares von Verdorbenem zu unterscheiden oder Erinnerungen wachzukitzeln. Und der menschliche Geruchssinn ist besser als sein Ruf, wie verschiedene Studien belegen. Wir geben einen Überblick über die Forschung der menschlichen Olfaktorik.
Studien zu den Fähigkeiten der menschlichen Nase
- John McGann und andere Psychologen von der Rutgers University in den USA legten in einer Wiese eine Schokoladenspur. Wie Hunde ließen sie Menschen die Fährte erschnüffeln – mit Erfolg. Sogar, wenn die Schokolade plötzlich einer anderen Richtung folgt, erkennt die menschliche Nase den typischen Geruch und folgt der Spur.
- Geruchsforscher Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum ist sich sicher: Der Geruchssinn lässt sich trainieren. Dass Gerüche eng mit Emotionen verknüpft sind und sich sogar manipulieren lassen, hat er in einem Experiment unter Beweis gestellt. Männer sollten mehrere Male das Alter junger, schlanker Frauen schätzen, die sich mit einem speziellen Parfum eingesprüht hatte. Im zweiten Teil sollte das Alter von fülligen, älteren Frauen geschätzt werden, die sich mit dem gleichen Duft parfümiert hatten. Die Männer, die zuvor mit dem jungen Duft konditioniert worden waren, schätzten die Frauen deutlich jünger ein. Ihr Gehirn hatte das Parfum in Kombination mit einem jungen Alter abgespeichert.
- In einem weiteren Experiment in Kooperation mit dem Verhaltensökonom Sebastian Berger ging es Hanns Hatt um Pheromone. Die chemischen Botenstoffe sollen Gefühle übertragen und Verhaltensweisen beeinflussen können. Weil menschliche Pheromone bislang noch nicht entdeckt wurden, verwendeten die Forscher für ihre Studie das Molekül Hedion. Obwohl die Versuchsteilnehmer den Duft nicht bewusst wahrnehmen können, aktiviert Hedion Pheromonrezeptoren in der menschlichen Nase. Dadurch wurden die Teilnehmer in ihrem Verhalten beeinflusst: Sie reagierten freundlicher als sonst auf Freundlichkeit und unfreundlicher auf unfaires Verhalten.
- Bettina Pause ist Psychologin und Geruchsforscherin an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und von einem hochentwickelten Geruchssinn beim Menschen überzeugt. Sie glaubt, dass Gerüche sogar Gefühle übertragen können. Dazu sammelte sie Schweißproben von Studenten – einmal vor und während einer wichtigen Abschlussprüfung sowie während der schweißtreibenden Aktivität auf dem Ergometer. Die Versuchspersonen konnten bei der Geruchsprobe bewusst keine Düfte wahrnehmen. Doch Pause stellte Veränderungen fest, je nachdem, ob die Teilnehmer der Angst- oder den Sport-Geruch unter der Nase hatten. Die Probanden wurden durch den Angst-Geruch unterbewusst in Alarmbereitschaft versetzt und konnten beispielsweise anderen Menschen besser einen ängstlichen Gesichtsausdruck zuschreiben oder machten selbst ein ängstliches Gesicht. Pause spricht dabei von „emotionaler Ansteckung“ durch Gerüche. Ähnliche Resultate werden auch bei Gerüchen durch Stress, Ekel und Aggression erwartet.
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