Dieses Buch hat nur 140 Seiten, doch diese paar Seiten haben es in sich. „Die Haut, in der ich wohne“ des französischen Schriftstellers Thierry Jonquet fesselt einen, zusammen mit den Hauptcharakteren, und lässt einen auch nach dem Lesen nicht mehr frei.
Die Erzählweise, der Stil und damit auch die Spannung sind so verdichtet wie es einige von Jonquets Kollegen nicht mal auf 500 Seiten zustande bekommen. Kein Wunder also, dass Regisseur Pedro Almodóvar sich des Buches angenommen hat. Die Verfilmung mit dem Titel „Los Abrazos rotos“ soll am 6. August 2009 in unsere Kinos kommen, in den Hauptrollen Penelope Cruz und Antonio Banderas.
Der Original-Titel des Buches lautet „Mygale„, was auf Deutsch „Vogelspinne“ heißt. Diesen Namen trägt auch einer der Protagonisten. Einige Menschen spinnen ein Netz und schauen zu wie ihre Opfer sich hilflos darin verheddern.
Der Abiturient Vincent Moreau wird von einem Fremden, der sich Mygale nennt gefangen genommen und von diesem jahrelang gefoltert. Er kettet ihn nackt in einer Art Verlies an und setzt ihn sadistischer Spielchen aus bis er ihn eines Tages brechen wird.
Der berühmte plastische Chirurg Richard Lafargue hält seine Frau Ève in ihrer Luxusvilla gefangen. Nur einmal im Monat darf sie zusammen mit ihm ihren goldenen Käfig verlassen um eine Patientin in einer Nervenklinik zu besuchen. Jedesmal danach zwingt Richard sie dann sich zu prostituieren und er beobachtet ihre Erniedrigung durch einen einseitigen Spiegel.
Der Bankräuber Alex Barney hat einen Polizisten erschossen und ist nun auf der Flucht. Dabei gibt es nur ein Problem: sein Gesicht prangt auf jeder Zeitung. Er heckt einen teuflischen Plan aus, entführt Ève und will so Richard dazu zwingen ihm ein neues Gesicht zu verpassen…
Zunächst laufen all diese drei Plots nebeneinander her bis sie sich dann auf einmal tragisch verweben. Das Buch, das erstmals bereits im Jahr 1984 veröffentlicht wurde, konzentriert sich nur auf die Hauptschauplätze, alles Überflüssige wurde weggelassen. Die kalte und distanzierte Sprache des Autors lässt einen neben der spannenden und teils doch heftigen Handlung erschaudern. Dabei sieht man Jonquet am Ende gerne ein paar kleine logische Flüchtigkeitsfehler nach, die der Gesamtspannung keinen Abbruch tun.
Alle Hauptcharaktere haben von Anfang an eines gemeinsam: sie sind Gefangene. Gefangene ihrer eigenen Spielchen, von anderen und keiner kann aus seiner Haut. Man wird auf drastische Art Szenen sexueller Gewalt, Folter, Erniedrigung, Zynismus und Sadismus ausgesetzt. Danach wird der Leser noch lange über dem zugeschlagenen Buch verweilen und merken zu was Menschen aus Liebe, Lust, Hass und Rachedurst fähig sind und welchen Qualen und welchem Horror deren Opfer dabei ausgesetzt sind.
„Die Haut, in der ich wohne“ ist bestimmt kein Buch für jedermann, besonders Zartbesaitete sollten die Finger davon lassen. Allen anderen führt Thierry Jonquet auf nur wenigen Seiten ein direktes und erschreckendes Bild der Wirklichkeit vor. Von mir uneingeschränkte Kaufempfehlung! Ich bin schon auf den Film gespannt…
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