Mit seinem Flusswelt-Zyklus hat der Science-Fiction- und Fantasy-Autor Philip José Farmer in den 70er Jahren und Anfang der 80er ein bahnbrechendes Werk des Science-Fiction geschaffen, das mit der Zeit unverdient leider mehr und mehr in Vergessenheit geriet. Um so mehr freut es mich, dass alle 5 Bände in diesem Jahr neu aufgelegt werden.
Alle Menschen, die jemals auf der Erde gelebt haben, werden nackt und komplett ohnen Haarwuchs, in einer seltsamen Flusslandschaft neu zum Lebern erweckt. Egal wie alt, gebrechlich oder krank sie zum Zeitpunkt ihres Todes waren, sind sie alle wieder im besten alter und kerngesund. Keiner weiß, was das Ganze soll. Ist es das Leben nach dem Tod oder nur eine Illusion?
Schnell bilden sich Gruppen heraus. Die Menschen versuchen sich zu verständigen und fallen natürlich fast alle in die alten Muster. Hätten sie hier die Chance auf einen friedlichen und pardiesischen Neuanfang, so beginnen schnell die ersten Kriege, Waffen werden gebaut und die ersten Fanatiker bilden neue Kirchen.
Schon bald erkennt der berühmte Forscher Sir Richard Burton, dass hier etwas faul sein muss und er macht sich zusammen mit ein paar Mitstreitern auf die Suche nach dem Grund und nach Antworten… (Handlung des ersten Romans)
Das schönste an dem Buch, oder besser den Büchern, sind zwei Dinge. Erstens tauchen ständig bekannte historische Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Herrmann Göring, Mark Twain, Jack London oder Cyrano de Bergerac, auf, denen Farmer geschickt neues Leben einhaucht und diesen dann aber auch neue und unerwartete Charakterzüge abgewinnen kann. Sowieso finde ich die Firgurenzeichnung insgesamt sehr gelungen.
Und dies bringt mich auch schon zu Punkt 2: Farmer hat die Menschen ausgesprochen gut beobachtet und durchschaut. Wie die alten Gewohnheiten ausbrechen, wie keiner mit der Vergangenheit abschließen kann, wie viele immer noch an Moralvorstellungen und Etikette gebunden sind, beschreibt er alles sehr plausibel, so dass die Geschichte, trotz der künstlichen Welt, in der die Protagonisten sich befinden, niemals künstlich wirkt. Zudem setzt er sich auf diese Weise kritisch mit Themen wie Religion, Gesellschaft oder Krieg auseinander.
Und so ist dann auch am Ende der Grund, warum die Menschen in der Flusswelt wiedererweckt wurden, ein zutiefst menschlicher.
Unbedingt lesen!
Hier nochmal alle Bücher in chronologischer Reihenfolge:
- „Die Flusswelt der Zeit“ (1971)
- „Auf dem Zeitstrom“ (1971)
- „Das dunkle Muster“ (1977)
- „Das magische Labyrinth“ (1980)
- „Die Götter der Flusswelt“ (1983)