Auch wenn Psychologie im 20. Jahrhundert laufen lernte, die ethischen Maßstäbe würden noch jahrzehntelang unbeachtet bleiben, weshalb es auch heute noch oft zitierte Studien gibt, deren Umstände leider kaum wissenschaftliche Maßstäbe setzen sollten.
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Woran sonst als die frühen Experimente sollten wir unsere heutigen Studien basieren, nicht jede Studie lässt sich heute genau so wiederholen, vor allem nicht, weil wir heutzutage gewisse ethische Verantwortung unseren Testsubjekten gegenüber haben.
Genau deshalb sind damalige Studien, die essentiell für die Kinderpsychologie waren, auch heute noch nahezu unangefochten und finden sich immer wieder in modernen Theorien und Werken wieder. Ist das gerechtfertigt oder kann das gefährlich fehl geleitete Aussagen ungeprüft weiter im Diskurs halten?
Little Albert: Kinderpsychologie in den 20er Jahren
John Watson war ein berühmter und sehr einflussreicher Psychologe der 20er, der noch heute oft und gerne zitiert wird. Gerade damals machte die Frage die Runde, wie sehr die Gesellschaft unsere Persönlichkeit, unsere Ängste und Neurosen beeinflusste.
Davon ausgehend, dass Kinder quasi als leere Leinwand geboren werden, die ausschließlich von ihrer Umgebung geprägt werden, unternahm er 1920 eine Studie mit einem angeblich kerngesunden Kind einer Hebamme eines anliegenden Krankenhauses.
Das Experiment lief reichlich simpel ab: Zuerst wurde „Little Albert“ mit Masken, einem Kaninchen, einer Ratte, einem Hund und brennendem Zeitungspapier konfrontiert. Das Kind reagierte nicht darauf, weshalb – so schloss Watson – es anscheinend keine angeborenen Ängste diesen Dingen gegenüber hatte.
Danach wurde das Experiment wiederholt, allerdings wurde dieses Mal bei jedem gezeigten Gegenstand ein lautes unangenehmes Geräusch mit einem Eisenstab gemacht, wann immer das Kind etwa das Kaninchen oder den Hund anfassen wollte. Albert reagierte mit Weinen und Angst.
Später, als das Experiment abermals wiederholt wurde, wandte sich Albert ängstlich ab, wann immer ihm die Gegenstände präsentiert wurden, die er zuvor furchtlos betrachtet hatte.
Watson sah sich bestätigt.
Angeblich soll Alberts Mutter das Kind vor Ablauf des Experiments aus der Studie genommen haben, weshalb Watson – auch aus Zeitmangel – kein Umkehrexperiment vornehmen konnte, um zu sehen, ob man diese angelernten Ängste auch wieder aufheben konnte. Am Ende schien das jedoch nur zweitrangig gewesen zu sein, immerhin hatte er seine Theorie bewiesen, dass Ängste rein gesellschaftlich geprägt sind.
Das Schicksal von Douglas Merritte alias „Little Albert“
„Little Albert“ war allerdings eigentlich Douglas Merritte und nach Studieren von Watsons Videoaufnahmen ganz und gar nicht kerngesund. Tatsächlich schien Douglas – der bereits mit 6 Jahren an Wasser im Kopf starb – von Geburt an Entwicklungsstörungen gehabt zu haben, zum Zeitpunkt seines Todes hatte er weder Sprechen noch Gehen gelernt, so ließen zumindest Berichte verlauten, nach Sichtungen der Videoaufnahmen kamen auch unterschiedliche Psychologen zu dem Schluß, dass Douglas durch seine verzögerten Reaktionen Störungen vorwies.
Ob Watson nun wusste, dass Douglas eigentlich als Studienobjekt ungeeignet war oder ob er den Jungen wählte, da er sehr langsam und unemotional auf Reize reagierte und daher ein besonders überzeugendes Studienobjekt war oder nicht, ist aus wissenschaftlicher Sicht unwichtig, denn mit diesen neuen Funden mag seine Theorie vielleicht noch bestehen, der Beweis fällt allerdings in sich zusammen.
Wiederholen kann man die Studie glücklicherweise nicht mehr, da heutzutage andere Voraussetzungen zu psychologischen Experimenten mit Kindern herrschen. Glücklicherweise.
Ein Happy End gab es nur für John Watson, der für eine berühmte Kaffeefirma die „Kaffeepause“ als Marketinggag in Amerika einführte und zum allgemeinen Usus machte. Ein wenig beängstigend, diese Psychologen.