Die Deutsch-Französische Beziehung ist kompliziert. Stimmt es, dass wir uns gegenseitig hassen?
Die Deutsch-Französische Beziehung ist alles andere als einfach. Sie ist geprägt von vielen Vorurteilen und Klischees auf beiden Seiten. Die Franzosen seien Froschfresser, gute Liebhaber, haben immer eine Kippe im Mundwinkel, ein Glas Wein in der Hand und sprechen keine Fremdsprachen. Dafür reden wir Deutsche oft zu laut, sind unhöflich, trinken nur Bier, essen nur Wurst, unsere Sprache klingt wie Hundegebell und wir haben keinen Humor. Aber hassen Deutsche und Franzosen sich wirklich?
Die Deutsch-Französische Beziehung
Die Franzosen und Deutschen haben wohl den längsten Zaunstreit hinter sich, den Nachbar erleben konnten. Von der Geschichte sind beide Länder stark beeinflusst, denn immerhin haben wir Nachbarn seit dem Ende des 19. Jahrhundert drei Kriege geführt. Doch schon Kurt Tucholsky schrieb 1926 (zugegeben vor dem zweiten Weltkrieg): „Viel wichtiger ist aber die Frage, ob »der« Franzose, ob breite französische Gesellschaftsschichten den Deutschen hassen. […] Es gibt Gesellschaftskreise, die mit Deutschen nicht verkehren, die mit allen Mitteln verhindern würden, dass die Tochter des Hauses einen Deutschen heiratet, die ausgesprochen deutsch-feindlich sind. Sonst aber ist mit gutem Gewissen zu sagen: »Der Franzose haßt den Deutschen nicht.«“
Tucholsky: „Der Franzose haßt den Deutschen nicht“
Tucholsky, der zu der Zeit in Paris lebte, führt das noch weiter aus indem er sagt, dass es vielmehr Pariser sind, die eher gleichgültig, als hasserfüllt sind. Parisern sind Fremde, selbst wenn sie aus Frankreich kommen, suspekt. Und so verhält es sich auch mit anderen Teilen Frankreichs und ihrer Beziehung zu Paris. So ist der Süden Frankreichs auch der Meinung, dass Pariser eingebildet sind und auch auf Grund der Pariser Aussprache wird im Süden auch schon mal der ein oder andere Witz gerissen. Ungefähr so wie wenn sich Mensch aus dem Ruhrpott über das Bayrische lustig machen.
Spitznamen für die Deutschen – Alboches, Schmitts, Fritz
Doch so sehr können uns die Franzosen gar nicht hassen, da sie uns über die Jahre so wunderschöne Spitznamen gegeben haben. Gleichgültigkeit sieht anders aus. So sind wir „Alboches“ (Al =Abk. für deutsch, boche =Holzkopf), auch „les Fritz“ (was einfach auf die Verbreitung des Namens zurückzuführen ist und „les Schmitts“ der deutsche Nachnamen, wird im Süden von Frankreich auch als Synonym für Polizei verwendet. Die Deutschen haben für die Franzosen keinen richtigen Spitznamen, außer vielleicht „Froschfresser“, doch so werden Franzosen überall auf der Welt genannt.
Franzosen und Deutsche nähern sich langsam an
Was an Franzosen vielleicht negativ auffällt, aber in den letzten Jahren schon deutlich zurückging, ist, dass Franzosen keine Fremdsprachen sprechen und wenn sie‘s können, sie sich zumindest in ihrer Heimat weigern. Doch vor allem in Berlin lernt man immer wieder junge Franzosen kennen, die interessiert an Deutschland sind und sich bemühen, selbst mit Sprachproblemen (falls sie welche haben) zumindest Englisch zu sprechen.
Abschließend sagt Tucholsky über den „Hass“ der Franzosen gegen die Deutschen: „Du bist nicht so sehr Deutscher – als: nicht Franzose. Das ist das Entscheidende.“
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