Wenn mehrere Parteien zu einer Wahl antreten und die Parteien entsprechend ihres Stimmanteils im Gremium repräsentiert sein sollen, bedarf es eines Wahlverfahrens, dass dies ermöglicht.
Wie kommt es überhaupt zu einem Problem? Hierzu ein kleines mathematisches Beispiel: Es treten drei Parteien (A, B, und C) zu einer Wahl an. 1000 Leute stimmen ab. Partei A erhält 416 Stimmen, also 41,6%. Partei B erhält 338 Stimmen, also 33,8% und Partei C 246 Stimmen, also 24,6%. Wenn nun 10 Sitze zur Verfügung stehen, die verteilt werden sollen, ergäbe sich nach dem Stimmverhältnis: Partei A 4,16 Sitze, Partei B 3,38 Sitze und Partei C 2,46 Sitze. Wie sollen nun die Sitze verteilt werden? Einfach abrunden ergäbe für A 4 Sitze, für B 3 Sitze und für C 2 Sitze. Dann müsste noch ein Sitz verteilt werden und es bliebe unklar, wer ihn erhalten soll.
Thomas Jefferson, der dritte Präsident der USA, hatte hierzu eine Idee. Er teilte die Stimmanzahl einer Partei erst durch 1, dann durch 2, dann durch 3 usw. Die Partei mit den meisten Stimmen nach Division erhält einen Sitz. Danach die nächste Partei mit den meisten Stimmen usw. 416 Stimmen der Partei A durch 1 geteilt würde den ersten Sitz erhalten, 338 Stimmen der Partei B durch 1 den zweiten Sitz, 246 Stimmen der Partei C durch 1 den dritten Sitz. Nun ist die nächsthöchste Zahl 416 (A) durch 2, also 208, dann 338 (B) durch 2, also 169 und dann 416 (A) durch 3 also 138,7, dann 246 (C) durch 2, also 123 usw.
Dies ist ein Verfahren, dass insbesondere von D’Hondt seit 1882 sehr verfochten wurde und in Deutschland bis 1983 bei der Bundestagswahl zum Einsatz kam. Das Verfahren verzehrt jedoch das Parteienverhältnis im Gremium in der Art, dass kleine Parteien benachteiligt werden. Deshalb wurde in Deutschland verstärkt das Hare-Niemeyer Verfahren eingeführt.
Das Verfahren ist eigentlich recht intuitiv. Die Parteien erhalten Sitze entsprechend ihres Stimmanteils. Die Zahl nach dem Komma wird zunächst nicht berücksichtigt. Die Partei A mit 4,16 Sitzen würde also zunächst 4 Sitze erhalten. Sind auf diese Art die Sitze zunächst zugeteilt, werden die verbleibenden Sitze anhand der Reste nach dem Komma zugeteilt. Die Partei mit dem größten Rest erhält zuerst einen Sitz, dann die mit den zweitmeisten Sitzen usw. Dieses Verfahren begünstigt eher kleine Parteien.
Für pluralistischen Demokratien ist dieses Verfahren sicherlich besser geeignet als das D’Hondt Verfahren. Die Vernachlässigung kleinerer Gruppierungen wäre Besorgnis erregend.
Ab 2008 soll übrigens nach dem Sainte-Laguë-Verfahren gewählt werden. Hierbei handelt es sich um eine Abwandlung des D’Hondt Verfahrens, allerdings ohne verzerrenden Effekt. Ein wenig Verzerrung zugunsten der kleineren Parteien scheint mir jedoch nicht schlecht zu sein…