Deutsche verstehen keinen Humor: Stimmt das?

Die Engländer halten viel von ihrem Sinn für Humor. Damit das so bleibt, sprechen sie allen anderen Menschen den Sinn für Humor ab, allen voran: Deutschland! Es gibt wohl kein Land auf der Welt – von Russland mal abgesehen – das mehr für seinen Mangel an Humor nicht gefeiert wird.

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Aber sind die Deutschen wirklich so unglaublich ernst und frei von Comedy? Nein, das kann gar nicht sein. Vielmehr vermute ich, dass es um Missverständnisse in der Erwartungshaltung und der Art des Humors geht.

Humorlose Deutsche? Die Grammatik und Semantik ist Schuld!

Es klingt verrückt, aber macht Sinn. Die englische Sprache ist perfekt für humoristische Wendungen und Überraschungen am Ende eines Satzes, in Deutsch ist das viel schwieriger und daher auch keine populäre Form des Witzes. Denn, wenn man in Deutschland ein Komma vergisst oder einen Satz umbaut, ändert sich selten etwas am Inhalt. Im Englischen sieht es ganz anders aus.

Auch Wortwitze sind weniger populär, als amüsante Ideen selbst, da Doppeldeutigkeiten und Gleicheiten in der Aussprache nicht so prominent sind, wie im Englischen. Das fasste der britische Comedian Stewart Lee hervorragend zusammen, als er seine Oper „Stand Up“ in Deutschland spielte.

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Der Mangel an deutschem Humor wird leider auch nur bestätigt, wenn in Großbritannien lebende Stand Up Comedians nichts anderes machen, als die Klischees zu bedienen, anstatt sich einfach – wie unsere (wenigen) guten Stand Ups – auf die Bühne zu stellen und witzig zu sein, ohne Kostüm, ohne Alter Ego, ohne alte Kamellen.

Erwartung vs. Realität

Ein weiterer Grund dafür, dass man Deutsche allgemein für nicht witzig hält, könnte der Tatsache geschuldet sein, dass der deutsche Humor teilweise sehr bitter und ironisch ist. Viele Austauschstudenten und -Schüler, die beispielsweise in Amerika waren, merkten an, dass sie regelmäßig mit ironischen Aussagen völlig ernst genommen wurden. Der einfache Umkehrschluß wäre, dass Amerikaner keinen Sinn für Humor haben, oder?

Nein, gehen wir die Sache einmal anders an, dann kann es auch daran liegen, dass man von Deutschen nicht erwartet, dass sie etwas Witziges sagen und daher auch die Nuancen des Witzes nicht erkennen.

Ähnliches kennen sicher auch sehr ironische Menschen, wenn sie einmal etwas ernsthaft meinen und alle lachen, weil sie erwarten, dass alles, was derjenige sagt, witzig ist.

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Gerade weil der deutsche Humor gerne in die tiefste, bitterböse Satire abdriftet, kann man es „Außenstehenden“ nicht verübeln, wenn sie nicht damit rechnen, dass es sich hierbei um Humor handelt, sondern einfach um einen weiteren Deutschen, der alles zu ernst angeht.

Ein gutes Beispiel, wie groß die Unterschiede im Humor sind, ist etwa „The Office“, bzw. das deutsche „Stromberg“. Während „The Office“ trotz der angeblichen Dokumentation so weit überzogen und exzentrisch daher kommt, dass man es unweigerlich als Comedy erkennt, gibt es Folgen in „Stromberg“, die jemand, der nicht eingeweiht ist, sicher als echte Doku missverstehen könnte.

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Deutscher Humor im Kino und Fernsehen

Als dritter Punkt sei hervor gehoben, dass unsere populären Komödien und Sitcoms zu 90% einfach schlecht sind. Da der Markt der Comedians von ein und denselben Leuten über Jahrzehnte lang gesättigt ist, ist es für junge Comedians, vor allem aber für junge Drehbuchschreiber sehr schwierig, Fuß zu fassen.

Das Resultat: die deutsche Komödie wird seit mehr als 10 Jahren von Bully, Otto, Hape Kerkeling und Til Schweiger (der auch noch innovativ sein soll) belegt, kleine Independentkomödien, etwa von oder mit den Studio Braun Genies oder Holger Haase haben da keine Chance.

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(Das würden wir wollen, aber Otto kriegen wir…)

Dass die Sprachbarriere außerdem davon abhält, dass Loriot und Co außerhalb des deutschen Film-Marktes hätten populär werden können, soll hier allerdings auch nicht unerwähnt bleiben.

Weiter im Programm, im TV sieht es noch schlimmer aus. Anstelle auf Eigenproduktionen zu setzen (wie etwa „Dittsche“ oder…“Dittsche“?), werden immer wieder internationale Serien auf den deutschen Markt uminterpretiert. Im Fall von „Stromberg“ mag das gut funktioniert haben, aber „IT Crowd“ war einfach nur traurig und letzten Endes ist jedes „Remake“ eine verpasste Gelegenheit, etwas eigenes, innovatives ins Fernsehen zu bringen, dass es evt. auch international schaffen könnte.

Fazit

Deutsche haben Humor und davon reichlich, doch während die Lingua Franka Amerika und Großbritannien auch über die Grenzen hinaus als Comedy Export festigt, liegt zwischen Deutschland und der Welt 1. die Sprache, 2. eine fehlgeleitete Einschätzung unseres Humors und 3. eine schlechte Außenwirkung durch veraltete Comedy-Stars, die leider auch nicht aufhören, sich selbst zu feiern.

Aber, auch Stereotype verwässern sich mit jeder Generation und mittlerweile machen genügend Leute die Erfahrung, dass wir, die Deutschen genauso sehr über Jon Stewart, „Scrubs“ und „Shawn of the Dead“ lachen, wie jeder andere auch. Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass jeder andere auch über unseren Humor lacht, wie wir es tun.

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