Über deutsche Beamte gibt es womöglich mehr Klischees als über jede andere Berufsgruppe. Jedenfalls fallen einem spontan diverse Assoziationen zu diesem Thema ein. Die Frage ist nur: was steckt wirklich dahinter?
Das Schönste am Klischee über Beamte sind die Beamtenwitze. Ob sie nun wirklich lustig sind, oder nicht, ist dabei fast egal. Hauptsache sie bestätigen, was wir alle über diese Berufsgruppe zu wissen glauben. So wie der hier: Wütend schlägt ein Beamter im Gartenbauamt eine Schnecke tot. „Warum hast Du das getan?“, wird er empört gefragt. Der Beamte erwidert: „Das aufdringliche Ding verfolgt mich schon den ganzen Tag!“ – Lustig? Ja, irgendwie schon. Aber auch begründet? Das ist die entscheidende Frage!
Deutsche Beamte: Ständig im Sonderurlaub
Beamte stellen den großen Teil der administrativen Kraft des Staates. Sie sind diesem zu besonderer Treue verpflichtet und werden dafür mit ebenso besonderen Gegenleistungen belohnt. Beamte sind nur in Ausnahmefällen kündbar, können sich über feste Gehälter und stattliche Pensionen freuen und genießen so ein relativ sorgenfreies Leben. Ach ja, und bezahlt werden sie hauptsächlich fürs Nichtstun, denn Beamte verbringen den Großteil des Tages mit dem Trinken von Kaffee und dem Halten von Mittagsschläfchen.
So oder so ähnlich sieht das Klischee des typischen Beamten in den Köpfen der meisten Deutschen aus. Was die sichere Arbeitsstelle angeht, ist es schlichtweg die Wahrheit, doch stecken auch hinter den unzähligen Beamtenwitzen, die sich mit dem trägen Gemüt des gemeinen Beamten beschäftigen, begründete Tatsachen? Gut und besser bezahlt als viele Andere sind sie tatsächlich, daran gibt es nichts zu rütteln. Aber statistisch belegt feiern sie nicht öfter krank, auch wenn das Viele gern annehmen. Und wie sieht es sonst mit ihrer Arbeitsmoral aus?
„Ich habe nichts gegen Beamte – Die tun ja nichts!“
Dass Beamte später mit der Arbeit anfangen, viel früher Feierabend machen und auch noch mehr freie Tage pro Woche zur Verfügung haben als andere Berufsgruppen, ist eines der am weitesten verbreiteten Vorurteile. Größtenteils rührt es aus der Erfahrung her, die Bürger auf den zahllosen Ämtern der Republik mit den dort herrschenden Öffnungszeiten machen. Was tun Beamte eigentlich den ganzen Tag, wenn nicht die Bürger beraten? Tatsache ist jedoch, dass nach Schluss der Öffnungszeiten noch genügend Arbeit in den Ämtern anfällt und Beamte nicht einfach Mittags schon Feierabend machen können.
Stattdessen liegt die durchschnittliche Arbeitszeit von Büro-Beamten über denen vieler anderer Berufsgruppen. Logisch, weil sie so langsam vorankommen! Oder? Nein, weil tatsächlich genug zu tun ist, um Beamte den ganzen Tag zu beschäftigen, und zwar mit mehr als nur ihrer Kaffeetasse. Dies wird vor allem gern der umständlichen deutschen Bürokratie zugeschrieben, die umgangssprachliche Beschäftigungstherapie für Staatsangestellte. Umständlich bedeutet eben mehr Arbeit, und Beamte sind Umfragen nach von der deutschen Bürokratie ebenso genervt wie alle Anderen. Dass sie sich trotzdem tagtäglich damit herumschlagen, sollte man ihnen daher hoch anrechnen und vielleicht das ein oder andere Vorurteil mal beiseite schieben.
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