Ein leider sehr beliebter Trick, um eine Handlung voran zu treiben, ist die sogenannte Deus ex Machina, gerade in schlechter Literatur und in Hollywood beliebt. Wir geben Hintergründe und Beispiele zum forcierten Happy End.
Schon der Urheber der Phrase, Horace, sah die „Deus ex Machina“ als absolutes Armutszeichen, wenn es um Literatur ging.
Ursprung der Deus ex Machina
Den Ursprung hat der Begriff (auf deutsch grob als „Gott von/aus der Maschine“ zu übersetzen) von der Bühnentradition, die Gottescharaktere an einem Krahn auf die Bühne herunter baumeln zu lassen. Die Ironie im Begriff ist selbstverständlich, dass Gott in diesem Fall mit einer von Mensch gebauten Maschine die Bühne betreten hat.
Für den literarischen Gebrauch bedeutete dies, dass man eine Handlung forciert durch einen eher unrealistischen und offensichtlich künstlichen Eingriff in eine bestimmte Richtung bog, damit sie dem Ende passte.
Aber nicht nur die Handlung, vor allem Charaktere können stark unter der Deus ex Machina leiden, wenn sie etwa nur eingeführt werden, um einen Plot voran zu treiben (indem sie beispielsweise eine Nachricht überbringen oder spontan den Helden retten) oder – schlimmer noch – plötzlich entgegen ihrer Charakterisierung entscheiden und handeln, nur damit genau das passiert, was laut des Autoren passieren sollte.
Gründe für Deus ex Machina
In den meisten Fällen kann man wohl davon ausgehen, dass der Autor entweder nicht gut genug ist oder aber seine Story so wichtig nimmt, dass er alles tut, um sie so zu biegen, wie er sie haben will. Besonders in Krimis oder Actionfilmen muss sie herhalten, damit das Rätsel gelöst und/oder der Held gerettet wird.
In anderen Fällen, etwa in „Herr der Fliegen“ kann es aber auch sein, dass der Autor sich des tragischen Endes bewusst ist und dem Leser dennoch ein Happy End geben möchte oder zumindest ein Ende, das nicht ganz so hoffnungslos aussieht.
Der Film „Stranger than Fiction“ (Vorsicht, eventuelle Spoiler) arbeitet mit Letzterem, da sich die Autorin des nicht ganz so fiktiven Protagonisten fragt, ob sie das ehrliche und künstlerisch wertvolle, tragische Ende oder aber das Deus ex Machina Ende zugunsten ihres lebenden Protagonisten schreiben soll.
Eine allzu komplexe, verwobene Story bringt in den meisten Fällen Deus ex Machina hervor, so ist J.K. Rowling ein konkretes Beispiel, da in ihren „Harry Potter“ Romanen alle Nase lang unerwartet Hilfe auftaucht. Sie zeigt auch sehr gut, dass viele Mystery- und Krimibücher als auch -Film oftmals von Deus ex Machina abhängig sind, wenn sie zu viele Plotstränge haben.
Natürlich kann man auch sagen, dass es nun einmal glückliche oder auch unglückliche Zufälle gibt und sicher kann man nicht jede kurzfristige Rettung als faulen Plottrick bezeichnen, aber oftmals dient er dazu, dem Zuschauer ein falsches Bild der Realität zu vermitteln, denn mal ehrlich, selbst in einem Film kann man zumindest ansatzweise sinnstiftende Handlung erwarten (das gilt auch für Michael Bay).
Beispiele für kleine, aber oft verwendete Deus ex Machinas:
– Schüler in Horrorfilmen haben oftmals auffallend passende Unterrichtsthemen, die später für sie hilfreich sein könnten.
– Ein mysteriöser Hausmeister, Wahrsager, eine Nachbarin oder anderweitig ältere Frau kennt die gesamte Hintergrundsgeschichte eines Mysteriums (ebenfalls typisch für Horror) und treten genau zur richtigen Zeit auf, um dann nicht mehr von Bedeutung zu sein.
– Der Fahrstuhl bleibt genau dann stecken, wenn sich zwei attraktive Menschen (alleine) darin befinden (oder ein hässlicher Typ und eine attraktive Frau). Ähnliches gilt für Autopannen, Sitzplätze im Flugzeug, neue Kollegen, neue Schüler oder Schülerinnen und natürlich das Zusammenstoßen und fallen lassen von Dokumenten oder Einkäufen.
– Ein Protagonist wird in letzter Minute vor dem sicheren Tod gerettet indem ein anderer Charakter sekundengenau auftaucht.
– Der Held will seine Geliebte noch erreichen, um seine Liebe zu gestehen und schafft es gerade noch, bevor der a.) Flug losgeht, der b.) Zug losfährt, die c.) Hochzeit offiziell ist, d.) die Geliebte anderweitig aus seiner Welt verschwindet.
In bestimmten Genres, etwa dem Frauenfilm oder dem Horrorfilm, haben wir uns schon mehr oder weniger damit abgefunden, dass Deus ex Machina inflationär verwendet wird, allerdings sollte sich jeder Autor eigentlich bewusst sein, dass es ein in den meisten Fällen lahmer und einfallsloser Zug ist und dass eine realistische Welt ebenfalls ihre Überraschungen haben kann.
DAMerrick
8. September 2012 at 14:12
Das konnte man während des Autoreenstreiks sehr gut beobachten.
Zeugen die bei einer vernehmung in der Nähe waren und deshalb als Täter identifiziert werden konnten, Codes die urplötzlich gelöst wurden…
Bei Harry Potter ist mir das im zweiten Buch aufgefallen, der Vogel der urplötzlich in der Kammer auftauchte.
Am deutlichsten wurde das ganze In den gerichtshows, urplötzlich tauchte ein Detektiv, ein verwandter oder Nachbar auf.